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22.10.2016  00:00
Assad im exklusiven Interview mit dem SRF
Mit deutscher Übersetzung - Syriens Regierungschef Baschar al-Assad hat dem Schweizer SRF in Syrien ein exklusives Interview gegeben, welches am Mittwoch in dessen "Rundschau" ausgestrahlt wurde. Im fast 21-minütigen Gespräch nimmt Assad Stellung zu den Bomben auf Aleppo, Angriffen mit chemischen Waffen – und weshalb er sich sicher ist, den Krieg zu gewinnen.  [Quellen: RT Deutsch / SRF]  JWD 


Screenshot | Quelle: SRF  |  veröffentlicht 19.10.2016

Transkript des Interviews:

Journalist: Herr Präsident, vielen Dank, dass Sie das Schweizer Fernsehen und unsere Sendung «Rundschau» hier in Damaskus willkommen heißen. Präsident

Assad: Sie sind sehr willkommen in Syrien.

Frage 1: Lassen Sie mich vorab eine Sache klären: Darf ich Ihnen jede Frage stellen?

Präsident Assad: Jede Frage, ohne Ausnahmen.

Frage 2: Ich frage, weil eine Ihrer Bedingungen ist, dass das Interview in seiner vollständigen Version veröffentlicht wird. Befürchten Sie, dass wir Ihre Aussagen manipulieren könnten?

Präsident Assad: Ich weiß es nicht. Diese Frage sollten Sie beantworten, aber ich denke, dass wir diesen Kontakt auf der Basis von Vertrauen aufbauen sollten, und ich denke, dass Sie besorgt sind um das Vertrauen Ihres Publikums, darum denke ich nicht. Ich denke, dass Sie einen guten Ruf haben, was die Vermittlung der Wahrheit betrifft in allen Themen, die sie abzudecken versuchen.

Frage 3: Sehen Sie es als Lüge, dass die Welt Sie als Kriegsverbrecher sieht? Präsident

Assad: Dies hängt davon ab, wie man dieses Wort definiert. Nach internationalem Recht oder nach der Ansicht des Westens oder der politischen Stimmung im Westen, sagen wir, dass dies nach den eigennützigen Interessen der westlichen Politiker definiert wird? Gemäß internationalem Recht, als Präsident und als Regierung und als syrische Armee verteidigen wir unser Land gegen Terroristen, die als Stellvertreter für andere Länder in Syrien einmarschiert sind. Wenn Sie also zurückkommen wollen auf das Wort "Kriegsverbrecher" denke ich, dass die ersten, die unter diesem Titel angeklagt werden sollten die westlichen Verantwortlichen sind, beginnend mit George Bush der in den Irak einmarschiert ist ohne Mandat des Sicherheitsrats. Zweitens: Cameron und Sarkozy, welche in Libyen einmarschiert sind und es zerstört haben ohne Mandat des Sicherheitsrats. Drittens: Die westlichen Verantwortlichen, welche während der letzten fünf Jahre die Terroristen in Syrien unterstützt haben, entweder indem sie ihnen politischen Schutz geboten haben oder indem sie sie direkt unterstützt haben mit Rüstungsmaterial oder indem sie das syrische Volk mit einem Embargo belegt haben, das zur Tötung von Tausenden von syrischen Zivilisten geführt hat.

Frage 4: Aber wir sind hier, um über Ihre Rolle in diesem Krieg zu sprechen US Außenminister John Kerry nannte Sie in einem Atemzug mit «Adolf Hitler» und «Saddam Hussein». Stört Sie das? Präsident

Assad: Nein, weil sie nicht glaubwürdig sind. Das ist das erste. Zweitens: Für mich als Präsident zählt in erster Linie wie das syrische Volk mich sieht; als zweites, meine Freunde auf der ganzen Welt – nicht meine persönlichen Freunde als Präsident, ich meine unsere Freunde als Syrer, wie Russland, wie Iran, wie China, wie der Rest der Welt – nicht der Westen. Der Westen hat versucht die Dinge persönlich zu machen, nur um ihre wirklichen Ziele zu verbergen; nämlich eine Regierung zu entheben und einen gewissen Präsidenten loszuwerden um Marionetten einzubringen welche ihrer eigenen Absichten entsprechen. Darum, um zurück zum Anfang zu gehen: Nein, mir ist es gänzlich egal was Kerry sagt. Das beeinflusst mich nicht.

Frage 5: Sie sind der Präsident eines Landes, aus dem die Bürger fliehen, die Hälfte Ihrer Mitbürger. Die Menschen flüchten nicht nur wegen der Terroristen, oder ISIS, oder der Rebellen, sondern auch wegen Ihnen.

Präsident Assad: Was meinen Sie damit: Wegen mir? Ich fordere die Menschen nicht auf, Syrien zu verlassen. Ich greife keine Menschen an, ich verteidige sie. In Wirklichkeit verlassen die Menschen Syrien aus zwei Gründen: Der erste Grund sind die Aktivitäten der Terroristen, die direkte Tötung von Menschen. Der zweite Grund sind die Handlungen der Terroristen, um das Leben in Syrien lahmzulegen; sie attackieren Schulen, zerstören die Infrastruktur in jedem Sektor. Drittens: Das Embargo des Westens, das viele Syrer dazu gedrängt hat, ihre Lebensgrundlage außerhalb von Syrien zu suchen. Das sind die Hauptgründe. Wenn man erkennen kann, dass der zweite und der dritte Faktor zusammenhängen, ich meine die Rolle der Terroristen und die des Westens bei der Untergrabung und Verletzung der Lebensgrundlage der Syrer, ist das eine, sagen wir, eine Gemeinsamkeit zwischen den Terroristen und Europa.

Frage 6: Wenn Sie über Terroristen sprechen, wen meinen Sie damit? Sicherlich ISIS, aber auch die freie syrische Armee oder die Kurden?

Präsident Assad: Was ich meine, ist dasselbe, was Sie meinen als Schweizer Bürger, wenn sie irgendjemanden haben, der Maschinengewehre oder Waffen trägt und Menschen unter irgendwelchen Titeln tötet und Vandalismus begeht und öffentliches oder privates Eigentum zerstört: Das ist ein Terrorist. Jeder, der eine politische Richtung annimmt, um jede Änderung vorzunehmen, die er will, das ist kein Terrorist. Man kann ihn Opposition nennen. Aber man darf nicht jemanden, der Menschen tötet oder Waffen trägt, Opposition nennen. Nicht in Ihrem Land und in meinem auch nicht.

Frage 7: Sie haben doch keine freie Opposition in Ihrem Land!

Präsident Assad: Ja, natürlich haben wir das, natürlich haben wir das. Wir haben echte Opposition, wir haben Menschen die in Syrien leben, deren Wurzeln die syrische Gesellschaft ist. Sie sind keine Opposition, die in anderen Ländern wie Frankreich, Großbritannien oder Saudi Arabien oder in der Türkei geformt wurden. Wir haben sie und Sie können sie treffen und können sie filmen. Das können Sie selber tun.

Frage 8: Wie erklären Sie Ihren drei Kindern, was in Aleppo vor sich geht? Ich bin sicher, dass Sie dies am Familientisch diskutieren.

Präsident Assad: Ja, natürlich erkläre ich ihnen was in Syrien passiert, nicht nur in Aleppo, wenn man bedenkt, dass meine Kinder nun erwachsen sind. Sie verstehen, was in Syrien vor sich geht. Aber wenn man ihnen oder irgendeinem Kind erklären möchte, was passiert, erzähle ich von der Rolle der Terroristen, der Rolle von Katar, der Türkei, Saudi Arabien, welche diese Terroristen mit Geld und Logistik unterstützen, von der Rolle des Westens bei der Unterstützung dieser Terroristen, entweder mit Waffen oder mit Propaganda und Publizität. Ich erzähle ihnen gänzlich, was passiert.

Frage 9: Sagen Sie auch als Vater, dass Sie nichts zu tun haben mit den Bombenangriffen auf die Spitäler in Aleppo?

Präsident Assad: Sehen Sie, wenn gesagt wird, dass wir die Spitäler bombardieren, bedeutet dies, dass wir Zivilisten töten. Das ist die Bedeutung des Wortes. Die Frage ist, weshalb würde die Regierung Zivilisten töten, ob in Spitälern oder Straßen oder Schulen oder sonst wo? Sie sprechen von der Tötung von Syrern. Wenn wir, als Regierung oder als Armee, Syrer töten würden, wäre die Mehrheit der syrischen Gesellschaft gegen uns. Man kann in seinem Krieg nicht erfolgreich sein, wenn man Zivilisten tötet. Darum: Diese Geschichte, diese Erzählung, ist eine falsche Behauptung, um ehrlich mit Ihnen zu sein. Natürlich, leider, jeder Krieg ist ein schlechter Krieg, in jedem Krieg gibt es unschuldige Opfer, seien dies Kinder, Frauen, ältere Menschen. Jeder andere Zivilist, jeder andere Unschuldige, der nicht Teil dieses Krieges ist, könnte den Preis bezahlen, das ist bedauernswert. Deshalb müssen wir den Terrorismus bekämpfen. Wenn wir das nicht sagen, dann wäre es, als würden wir sagen – gemäß dieser Frage oder dieser Behauptung, welche Sie in Ihrer Frage schildern –, dass die Terroristen, Al-Kaida, Al-Nusra, ISIS, die Zivilisten beschützen, und dass wir als Regierung die Zivilisten töten. Wer würde dieser Geschichte Glauben schenken? Niemand. [...]

Weiterlesen im Originaltext bei ' RT Deutsch ' ..hier
 

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