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06.06.2012 03:45
Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer*: Eliten sind Teil des Problems
Die Finanzkrise hat den Druck im gesellschaftlichen Gefüge verstärkt. Zugleich sind die Auswirkungen nicht sofort sichtbar, weil es sich um schleichende Prozesse handelt wie die Ökonomisierung des Sozialen, die Demokratie-Entleerung und auch eine spezifische Orientierungslosigkeit, wohin sich die Gesellschaft entwickelt. [..]  [Quelle: fr-online.de]   JWD


[Zitat]: Es greift in der Tat eine Entmoralisierung um sich. Das Prinzip der Gleichwertigkeit aller Menschen wird aufgekündigt. Das heißt man wertet andere Menschen ab, insbesondere schwache Gruppen, um sich selbst aufzuwerten…Und die Maxime “Rette sich, wer kann” gewinnt an Bedeutung.

Übrigens ist das ein wesentlicher Grund dafür, dass es insgesamt bislang kaum zu nennenswerten kollektiven Protesten gekommen ist. In einer so individualisierten Gesellschaft entsteht dafür kein Bewusstsein mehr.

Und gegen Ansätze wie die Occupy-Bewegung ist die Staatsmacht, speziell in den USA, mit einer martialischen Kontrolldrohung vorgegangen, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Ich konnte das in New York selbst beobachten. Das ist die praktizierte staatliche Verlängerung des autoritären Kapitalismus.

Und das Signal gerade an junge Leute ist klar: “Bewegt euch ja nicht! Sonst kriegt ihr richtig Ärger.” [Zitat Ende]

[Hinweis: Unglaublich aber wahr - siehe auch Artikel 'Ermächtigungsgesetz für Obama' vom 4.1.2012 ..hier]


Link zum vollständigen Artikel bei der Frankfurter Rundschau ' fr-online.de '  ..hier


Anmerkung: Ein sehr lesenswerter Artikel, der in sofern Mut macht, als es doch noch einige elitäre Menschen gibt, die den Blick von der Realität nicht abgewendet haben. Wenn Wilhelm Heitmeyer, Professor für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Sozialisation und Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld feststellt, die Eliten seien "Teil des Problems" erscheint mir dies allerdings stark untertrieben.

Die Eliten sind nicht Teil des Problems, sondern - das Problem - schlechthin. Wem sonst könnte man die von Heitmeyer zutreffend beobachteten Entwicklungen in unserer Gesellschaft zuschreiben? Sicherlich nicht den machtlosen,  manipulierten, abgehängten, in die Armut manövrierten Menschen, die Opfer der elitären Machenschaften geworden sind.

Die Einschränkung "Eliten sind Teil des Problems" ist sicherlich auch zum Großteil Selbstschutz.  Denn wer will schon als Nestbeschmutzer ausgestoßen werden.



*) Wilhelm Heitmeyer (* 28. Juni 1945 in Nettelstedt) ist Professor für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Sozialisation und Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld. Heitmeyer wurde mit dem Göttinger Friedenspreis 2012 ausgezeichnet. [Quelle: Wikipedia ..hier]

 
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