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17.05.2015 13.50
Die Geheimnisse der Brüsseler Rufmordmaschine
Der griechische Journalist Nikos Sverkos lüftet ein paar ranzig stinkende Geheimnisse der Spin-Doktoren in Brüssel. Sie erklären, warum Yanis Varoufakis im übrigen Europa so eine schlechte Presse hat, und warum die Berichte aus Brüssel sich so gleichen, obwohl sie den Anschein erwecken, jeder Autor habe Hintergrundinformationen von überall her eingesammelt. [Quelle: norberthaering.de] JWD

“Secrets of the Brussels media machine”, lautet der aus dem griechischen übersetzte englische Titel von Sverkos äußerst lesenswertem und aufschlussreichen Artikel, dessen wichtigste Aussagen ich für das deutschsprachige Publikum übersetzen möchte. Ich kenne zwar das Brüssel Nachrichtengeschäft im Speziellen nicht. Aber was ich in meiner langjährigen Journalistenzeit so mitbekommen und über die Verhandlungen mit Griechenland so gelesen habe, lässt mir diese Beschreibung hochgradig plausibel erscheinen.

Die gut geölte Brüsseler Maschine, er nennt sie Medienmaschine, ich bevorzuge Propagandamaschine, operiere auf der Basis der Anonymität. Obwohl es sich meist um hochrangige Offizielle oder deren Sprecherpersonal handele, die ausgewählte Journalisten zu inoffiziellen Pressekonferenzen zusammenrufen, erscheinen sie als anonyme Quellen, so als hätten die Journalisten mit viel Geschick irgendwie Verhandlungsteilnehmer oder Leute, die sonst wie etwas wissen zum Reden gebracht. Die Brüsseler Journalisten spielen dieses Spiel mit und wahren sowohl die Anonymität ihrer offiziellen Quellen als auch den Anschein, es hätte diese inoffiziellen Pressekonferenzen nicht gegeben. Alles andere wäre der Karrieretod. Man würde nicht mehr eingeladen und vom Informationsfluss abgeschnitten, mit dem die Konkurrenten punkten können.

Die deutschen EU-Vertreter und ihre Alliierten hätten den besten Zugang zu dieser Maschine, behauptet Sverkos. Der Zugang von Frankreich und Italien sei deutlich schlechter, von Griechenland natürlich ganz zu schweigen. [...]

Weiterlesen im Originaltext bei ' norberthaering.de ' ..hier


16.05.2015 [Quelle: norberthaering.de]
Brüsseler Rufmordmaschine
läuft weiter auf Hochtouren
(Fortsetzung)

Unter der Überschrift „Wieso Varoufakis das "wahre Hindernis" ist“ beschreibt die Süddeutsche was ein halb-anonymer Minister Rufschädigendes über seinen griechischen Kollegen Varoufakis zu sagen hat. Ein weiteres Schlaglicht auf die Brüsseler Propagandamaschine und auf den deutschen Plan B für Griechenland.

„Die Finanzminister hatten ihr Treffen beendet, einer von ihnen saß danach in einem italienischen Restaurant im Europaviertel in Brüssel. Er mochte zweierlei: seine Version über den möglichen Ausgang der griechischen Krise erzählen - und dabei anonym bleiben“,

beschreibt Cerstin Gammelin für Brüsseler Verhältnisse (für Berliner gilt das gleiche) außergewöhnlich transparent, woher sie ihre Informationen bezieht. Sogar

„Er klingt in diesem Moment nach Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble",

verrät sie. Was dann kommt, muss man wohl sehr ernst nehmen:
    „Schäuble weist aber auch gerne darauf hin, es sei gelegentlich besser zu schweigen. Der Minister im Restaurant hingegen macht deutlich, was seine Regierung für wahrscheinlich hält: Griechenland werde zahlungsunfähig, bevor die Verhandlungen abgeschlossen seien. Die Europäische Zentralbank müsse dann den Geldhahn zudrehen. Athen führe die Kontrolle des Kapitalverkehrs und eine Zweitwährung ein und gebe den Euro ab. Zur Linderung der Not würde die Euro-Zone ein humanitäres Programm beschließen. Das sei ein realistisches Szenario, sagt der Minister.“
Dann kommt wieder der Rufmordteil:
    „Er sagt auch, das wahre Hindernis, erfolgreich zu sein, sei Varoufakis. Wenn der griechische Minister das Wort ergreife, referiere er nur kurz über konkrete Vorhaben für das Rettungsprogramm - aber lange über grundsätzliche Reformen der Euro-Zone, die er für nötig halte. Bei vielen Kollegen sei der Eindruck entstanden, dass Varoufakis nicht für die griechische Regierung verhandele - sondern für die Linken Europas.“
Varoufakis wird halb-anonym die Legitimität seiner Verhandlungsführung aberkannt. Seine Gegenseite nimmt sich heraus, zu beurteilen, was das Beste für die wäre, für die er verhandelt, so als ob diese schlicht zu doof seien, das selbst zu beurteilen.

Vermutlich wollte Schäuble, wenn er denn die Quelle war, dass man weiß, dass dies die deutsche Haltung ist, ohne dass er sich dafür rechtfertigen müsste, es gesagt zu haben, und sich diplomatische Protestnoten einzufangen. Sonst hätte die Journalistin es kaum wagen können, einen so deutlichen Hinweis auf ihn zu geben. [...]

Weiterlesen im Originaltext bei ' norberthaering.de ' ..hier

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