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17.03.2015 10:15
Die Jauch-Show: Die Löhne um 25 Prozent zu senken, ist keine „Reform“ – oder?
Ich habe schon wieder den großen Fehler gemacht, eine Talkshow anzuschauen. Weil Yanis Varoufakis angesagt war, habe ich mir das gestern Abend teilweise angetan. Über den Großteil dieser „Show“ sollte man eigentlich nachträglich kein Wort verlieren. Auch Varoufakis hatte sich wohl nur vorgenommen, als der nette Nachbar rüberzukommen und sagte nichts von Belang. [Quelle: flassbeck-economics.de]  JWD

Interessant an dieser Sendung wie an vielen anderen dieser Art vorher war allerdings, dass das Eigentliche, worum es bei einer ernsthaften Diskussion gehen müsste, nämlich die Frage, welche „Reformen“ in den vergangenen fünf Jahren unter der Fuchtel der Troika schon gemacht wurden und was diese „Reformen“ gebracht haben, nicht ein einziges Mal auch nur erwähnt wurde.

Hat das Methode oder ist es wieder nur schiere Ignoranz? Das untenstehende Bild zeigt das Ergebnis der wichtigsten Reformen. Beginnend mit 2010 sind in Griechenland die Reallöhne pro Stunde in Euro auf der rechten Skala (einmal mit Verbraucherpreisen, einmal mit Produzentenpreisen gerechnet) aufgezeichnet, auf der linken Skala befindet sich die Arbeitslosigkeit. Die wichtigste Forderung an Griechenland von Seiten Deutschlands war doch immer, wettbewerbsfähig zu werden. Folglich wurde von der Troika enormer Druck auf die Löhne ausgeübt. Der führte schließlich zu einem absoluten Sinken der Reallöhne. Sie sanken von 15,50 Euro auf 12,7 Euro aus Verbrauchersicht (das sind über 22 Prozent) und um über 30 Prozent aus Produzentensicht.

Das war eine gewaltige „Reform“, denn dafür wurden die Gewerkschaften entmachtet und der Arbeitsmarkt exakt nach den Vorstellungen der Troika „flexibilisiert“. Das Ergebnis dieser „Reformen“ am Arbeitsmarkt war leider katastrophal, denn die Arbeitslosigkeit sank nicht, wie erwartet, sondern stieg steil an. Wie kann man über eine Fortsetzung der „Reformen“ als Voraussetzung für weitere Hilfen schwadronieren, wenn man nicht einmal zur Kenntnis nimmt, welche katastrophalen Folgen die „Reformen“ der letzten fünf Jahre hatten?

Griechenland AL
Quelle: flassbeck-economics.de (verlinkt)

Link zum Originaltext bei ' flassbeck-economics.de ' ..hier

 


Passend zum Thema (Nachtrag):

18.03.2015 [RT Deutsch]
Publikumskonferenz zeigt Jauch den Stinkefinger: Programmbeschwerde wegen Sendung mit Varoufakis
Die Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien hat gegen die Sendung von Günther Jauch am 15. März formal Beschwerde “wegen der vorsätzlichen und grob verfälschenden Darstellung des griechischen Finanzministers Varoufakis“ eingelegt.

Quelle: Screenshot ARD
Screenshot  |  Quelle: RT Deutsch (verlinkt)

Wie die Publikumskonferenz argumentiert, hat Günther Jauch in seiner Sendung vom 15. März behauptet, dass der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis geäußert hätte, „Griechenland solle seine Schulden einfach nicht bezahlen und Deutschland den Mittelfinger zeigen.“ Untermauert wurde die Behauptung mit einem entsprechenden Video, das den Minister mit dem angeblich gegen Deutschland gerichteten gestreckten Mittelfinger zeigt.

Doch wie die Publikumskonferenz weiter ausführt und kritisiert, „vergaß“ Jauch nach dem Abspielen des Videos darauf hinzuweisen, dass „das Video aus einem gänzlich anderen Kontext” stammte:

    “Durch die mit Varoufakis Rede verschachtelte Einspielung des Sprechers wird der Eindruck erweckt, Varoufakis spräche bereits als Minister bzw. beziehe sich auf die Gegenwart. Das entsprechende Video stammt jedoch aus einer Zeit vor Varoufakis Regierungsverantwortung und entstand während einer Vorstellung des Buches ‘Der globale Minotaurus’. Der Kritiker der damaligen griechischen Regierung Varoufakis nimmt dabei Bezug auf die Anfänge der Krisenpolitik im Jahr 2010 und Argentinien und spricht sich erkennbar hypothetisch aus.”
Varoufakis damaliger Redebeitrag lautete (Übersetzung RT Deutsch):
    “Jetzt lassen Sie mich aus einer griechischen Perspektive sprechen. […] Was der griechische Staat gemacht hat, was die letzten drei verschiedenen Regierungen seit der Schuldenkriste getan haben, die Schulden waren Anfang 2010 explodiert, war ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. […] Mein Vorschlag war, dass Griechenland im Januar 2010 innerhalb des Euros einfach seine Zahlungsunfähigkeit hätte erklären sollen – so wie es Argentinien gemacht hat – und dann Deutschland den Stinkefinger zeigen und sagen hätte können, nun gut, jetzt könnt ihr das Problem selbst lösen.”
Wie die Publikumskonferenz in ihrer Programmbeschwerde weiter darlegt, hatte Varoufakis bereits 2013 von „Mein Vorschlag war“ [2010] , also in der Vergangenheitsform, gesprochen, und damit “lediglich eine hypothetische Situation beschrieben, die mit der heutigen Situation und seinem Ministeramt in keinem Zusammenhang steht”. [...]

Weiterlesen im Originaltext bei ' RT Deutsch ' ..hier

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