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27.01.2015 13:10
Linksruck in Griechenland:
Widerstand gegen Merkel wächst

Bis zuletzt war Merkel eine Art „graue Eminenz“ der Europäischen Union und sagte den Beamten in Brüssel unverhohlen, was sie zu tun haben. Jetzt aber haben viele EU-Länder die Chance, gegen Deutschland als wirtschaftliche Okkupationsmacht aufzubegehren. [Quellen: Rossijskaja Gaseta, Sputniknews] JWD

 

Quelle: Wikipedia (verlinkt)
Alexis Tsipras, 2014
Bis zuletzt war Merkel eine Art „graue Eminenz“ der Europäischen Union und sagte den Beamten in Brüssel unverhohlen, was sie zu tun haben. Jetzt aber haben viele EU-Länder die Chance, gegen Deutschland als wirtschaftliche Okkupationsmacht aufzubegehren.

Nachdem Griechenland in die von den deutschen Finanzexperten gebaute Falle geraten war, verlor es einen großen Teil seiner Souveränität und gleichzeitig nahezu ein Drittel seines Bruttoinlandsprodukts. „Es ist mir unangenehm, darüber zu sprechen, aber in außenpolitischen Fragen musste Griechenland unter der Last der 340 Milliarden Euro Schulden in vieler Hinsicht dem Willen seiner Kreditgeber folgen“, sagte das Mitglied des politischen Sekretariats von Syriza, Kostas Isihas, der "Rossijskaja Gaseta".

In den vergangenen Jahren galt Merkel als einflussreichste Frau der Welt. Ihren Popularitätswerten lagen die riesigen Möglichkeiten Deutschlands zugrunde, das die Wirtschaften der weniger konkurrenzfähigen EU-Länder gnadenlos vernichtete, um ihnen dann seinen außenpolitischen Willen aufzuzwingen.

Als erster empörte sich der britische Premier David Cameron über eine solche „Gleichberechtigung“ im einheitlichen Europa. Sein Kommentar zum Ausgang der Parlamentswahl in Griechenland zeigt seine Schadenfreude über die „Ohrfeige“, die Merkel von den griechischen Wählern bekommen hat. Zugleich bestätigte Cameron, dass London weiterhin um die absolute Unabhängigkeit von Brüssel kämpfen werde, das sich ständig Merkel füge. „Wir müssen an unseren Plänen festhalten und für Sicherheit in unserem Haus sorgen“, schrieb Cameron auf Twitter. Von der Befreiung von den deutschen Politikern hatten auch die Syriza-Vorsitzenden während des Wahlkampfes gesprochen.

Der Syriza-„Aufstand“ bereitet Brüssel große Kopfschmerzen, denn auch andere EU-Länder, die sich über den Verlust ihrer nationalen Identität und staatlichen Souveränität ärgern, könnten dem Beispiel Griechenlands folgen. Im Unterschied zu den baltischen Ländern, die seit vielen Jahrzehnten immer Bestandteile von größeren Staatsgebilden waren und jetzt ausländische Soldaten auf ihrem Territorium willkommen heißen, ohne in der Lage zu sein, sich selbst zu verteidigen, lassen sich viele wählerischere EU-Länder Deutschlands Dominanz nicht gefallen. Deshalb finden viele Gefallen an der „politischen Logik“ der griechischen Syriza-Linken. [...]

Für Berlin ist es äußerst wichtig, schnellstmöglich den von Syriza initiierten „Aufstand“ zu unterdrücken und einen Kompromiss mit dem neuen griechischen Kabinett zu finden, bevor der sich abzeichnende Zerfall der Eurozone Merkels Pläne zunichte macht. Denn die griechische „Revolte“, falls sie eine Fortsetzung findet, schwächt Brüssels ohnehin wackelige Position bei den Verhandlungen über einen Freihandelsraum mit den USA [...]

Weiterlesen im vollständigen Originaltext bei 'sputniknews.de' ..hier


Passend zum Thema:

In einem offenen Brief an das “Handelsblatt” wendet sich A. Tsipras an die Deutschen:
    Liebe Leser des Handelsblatts,
    Der griechische Staat ist seit 2010 nicht mehr dazu in der Lage, seine Schulden zurückzuzahlen. Unglücklicherweise beschloss man auf offizieller europäischer Seite, so zu tun, als könne man diesem Problem mittels des größten in der Menschheitsgeschichte je gewährten Kredites und der strikten Durchsetzung eines finanz- und strukturpolitischen Anpassungsprogramms Herr werden. Und das, obwohl dies mit mathematischer Gewissheit das Zusammenschrumpfen des Inlandseinkommens zur Folge haben musste, aus welchem die Abzahlung neuer wie alter Kredite finanziert wird.

    Es hätte nicht mehr als gesunden Menschenverstand gebraucht, um zu erkennen, dass das konsequente Festhalten am „Extend and Pretend“-Dogma für mein Land in einer Tragödie enden würde. Es hätte nicht mehr als gesunden Menschenverstand gebraucht, um zu verstehen, dass man, statt Griechenland zu stabilisieren, nur Öl ins Feuer einer sich immer wieder aufs Neue selbst entfachenden Krise goss, die Europa bis in seine Grundfesten bedroht. Die im Mai 2010 verabschiedete Kreditvereinbarung wurde von meiner Partei und mir entschieden abgelehnt. Nicht weil wir glaubten, Deutschland und unsere anderen Partner hätten uns nicht genügend Geld zur Verfügung gestellt, sondern weil wir der Auffassung waren, dass sie uns weit größere Summen haben zukommen lassen als angemessen, weit mehr als anzunehmen wir berechtigt gewesen wären. Geldsummen, die weder der griechischen Bevölkerung zugute kommen würden, da sie nur dazu bestimmt waren, in ein Schuldenfass ohne Boden geworfen zu werden, noch das Anwachsen der Staatschulden, deren Last unsere Partner unweigerlich immer wieder auf Ihre Bürger abwälzen würden, würden verhindern können.

    Weniger als ein Jahr darauf hatte sich unsere Einschätzung als richtig erwiesen. Die Kombination aus Neuaufnahme enormer Kreditsummen und massiven Kürzungen hatte es nicht nur nicht vermocht, die Schuldenproblematik zu zähmen, sondern darüber hinaus auch die Schwächsten unserer Gesellschaft hart getroffen. Gewissenhafte Arbeitnehmer waren arbeits- und obdachlos geworden und fühlten sich vor allem ihrer Würde beraubt. Die massiven Einkommensverluste trieben Tausende Unternehmen in den Ruin und verhalfen den verbliebenen dazu, sich als Oligopole zu etablieren und an Stärke zu gewinnen.

    Trotz des fulminanten Scheiterns dieser Strategie hält man bis zum heutigen Tag an der erwähnten Logik der Verlängerung und Täuschung fest. Mit der im Jahr 2012 getroffenen Kreditvereinbarung lud man eine noch größere Schuldenlast auf die ohnehin schon schwachen Schultern Griechenlands und löste eine neue Rezession aus, während die Gelder unserer Partner in die Finanzierung eines Systems persönlicher Bereicherung und Vorteilsnahme verwendet wurden und der damals vorgenommene Haircut vornehmlich die Einlagen der Sozialversicherungs- und Rentenkassen beschnitt.

    Quelle: Radio Korfu, (vor der Wahl am 13.01.2015 veröffentlicht)
Anmerkung: Ähnlichen Sachverstand zum Thema dürfte in Einlassungen unserer 'Schwäbischen Hausfrau' schwerlich zu finden sein. Dummheit oder willfähriges Agieren im Sinne einer übergeordneten Macht? Vielleicht beides?
 


Screenshot: Der Fehlende Part 26.01.2015

 

14.10.2013 10:25
Scharlatane wollen Griechenland germanisieren - Europa am Abgrund?
Es war wohl ein Schock für Heiner Flassbeck, den er bei einer Diskussionsrunde in Griechenland erleiden musste. Scharlatanerie scheint mir ein zutreffender Begriff dafür zu sein, was ich aus Flassbecks Bericht über seine Diskussionspartner und Pseudoexperten herauslesen kann. Unglaublich wie unverstanden und dogmatisch, hirnlose, neoliberale Glaubenssätze heruntergebetet werden, ohne die Zusammenhänge auch nur ansatzweise zu begreifen. Dass erinnert doch sehr an die ultrarechten Religioten der amerikanischen Fundamentalisten unsrer Tage, die gerade versuchen wegen Obamacare die US-Regierung lahm zu legen. JWD  ..weiterlesen


04.08.2012 11:55
Achtung!! Menschen müssen Hunger leiden - sonst Inflationsgefahr
Konservative Demagogen argumentieren mit Inflationsgespenstern um die Verelendungsspirale in Gang zu halten. Die Möchtegernökonomen operieren mit Schlagworten und unterstellen ökonomische Gesetzmäßigkeiten, ohne die Rahmenbedingungen für deren Richtigkeit zu bedenken. Was dabei herauskommt ist entsprechender Nonsens oder reine Kaffeesatzleserei. Wenn dies auch noch als seriöse Politik verkauft wird, kann man eigentlich nur noch von absurdem Theater sprechen. JWD  ..mehr


Was möglich war und vielleicht noch ist. Nur wollen muss man:

21.10.2011 11:15
Griechenland: IMK-Report - Konsolidierung ohne Schuldenschnitt möglich!
Hans-Böckler-Stiftung - Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der legt in einer 19seitigen Expertise offen, unter welchen Vorraussetzungen Griechenland ohne einen höchst gefährlichen Schuldenschnitt konsolidiert werden kann. Voraussetzung ist allerdings, dass die unvermeidlichen Konsolidierungsmaßnahmen in verbesserter Form und mit gestrecktem Zeithorizont durchgeführt werden. Dazu gehört, dass Griechenland durch eine expansive europäische Wirtschaftspolitik hinreichende Wachstumsimpulse erhält.   JWD   ..mehr

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