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24.01.2014 19:45
„Haltet den Dieb“ – eine primitive Masche im Kampf gegen Sahra Wagenknecht und alles Linke
Gegen das Verhalten von Markus Lanz und Joerges in der Sendung des ZDF vom 16. Januar gab es massiven Widerspruch. Wie bekannt, ist die Petition gegen Lanz sehr erfolgreich. Jetzt sind es rund 170.000 Unterzeichner. Bitte unterschreiben Sie dort, wenn Sie den Vorstoß richtig finden. Offenbar tut der Widerspruch gegen das ZDF, gegen Lanz und gegen Jörges weh. Letzterer greift jetzt mit einem Video Sahra Wagenknecht und die Linke insgesamt („shitstorm“) an – so primitiv wie in der Sendung des ZDF und nach der Methode „Haltet den Dieb“. Hier ein Einordnungsversuch der Vorgänge. [Quelle: nds.de / Albrecht Müller] JWD


Der Vorgang zeigt: Kampagnenjournalismus ist die vorherrschende und alles überlagernde Form der journalistischen Tätigkeit in Deutschland.

Ohne Zweifel gibt es in deutschen Medien gute und auch kritische Artikel. Aber diese sind leider ziemlich irrelevant, weil die großen Linien der politischen Strategen konsequent durchgehalten und verfolgt werden. Die großen Linien im Kontext der Sendung von Lanz sind der Versuch, eine für das konservative Lager und für das konservativ gewordene sozialdemokratische Lager gefährliche Politikerin auszuschalten, und generell der Versuch, keine Alternative zum schwarzgelbrotgrünen Lager aufkommen zu lassen.

Ein Teil der Linkspartei wird nicht mehr sonderlich gefährlich, weil angepasst. Sahra Wagenknecht und ihre Gruppe kann dem Dauer-Machtanspruch des konservativen und neoliberal eingefärbten Lager jedoch gefährlich werden, weil sie in das so genannte bürgerliche Lager hinein wirkt, und insgesamt sie und ihre Verbündeten im linken Lager sachlich und inhaltlich – etwa in der Wirtschafts- und Finanzpolitik, wie auch in der Europa- und Währungspolitik – Alternativen zur herrschenden Linie präsentieren.

„Haltet den Dieb“ in Sachen Europa

Es ist typisch für diese Konstellation, dass in der Sendung von Markus Lanz von diesem und Jörges penetrant versucht worden ist, Sahra Wagenknecht eine Europa- und eurofeindliche Haltung zu unterstellen. Mit den permanenten Fragen der Beiden – Euro raus oder rein usw. – wird unausgesprochen der Eindruck und die Botschaft transportiert, dass diese Herrschaften und die sie vertretenden politischen Kräfte – konkret: die Große Koalition – für Europa und für den Euro seien.

Damit wird verdeckt, dass die Regierenden und ihre Medienvertreter zum Beispiel mit ihrer aggressiven Haltung gegen die Südländer wie auch mit den praktischen Folgen der Austeritätspolitik und der Weigerung etwas zur Angleichung der Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Staaten des Euroraums zu tun, Europa und den Euro wie auch den Geist der guten Nachbarschaft in Europa massiv beschädigen. So gesehen war das primitive Spielchen von Lanz und Jörges mit ihrer permanenten Forderung nach Europabekenntnissen der Sahra Wagenknecht eben auch ein Versuch, „haltet den Dieb“ zu rufen und damit von der eigenen Verantwortung für das kommende Desaster in Europa und die existente wirtschaftliche und soziale Not vieler Europäer abzulenken.

Das ist ein äußerst cleverer Schachzug, ein wirksamer propagandistischer Trick: Niemand aus den famosen Medien unseres Landes fragt die Regierenden und die regierungstreuen Medien nach ihrer tatsächlichen Europafreundlichkeit. Niemand attackiert sie wegen ihrer faktischen Europafeindlichkeit.

Die Medien werden ihrer eigentlichen Aufgabe, das politische Geschehen kritisch und damit konstruktiv zu begleiten, nicht gerecht. Sie sind mitverantwortlich dafür, dass man deshalb auch im Blick auf Deutschland von einer funktionierenden Demokratie nicht sprechen kann.

Wenn sich die Regierenden wie zum Beispiel Angela Merkel praktisch alles leisten können, die Spaltung unserer Gesellschaft in Superreich und Arm wie auch den Ruin anderer Volkswirtschaften und damit der europäischen Einigung und des gemeinsamen Währungsraums, weil fundierte Kritik in den Medien ausbleibt oder nur in Nischen jenseits der Linien der großen Kampagnen stattfindet, dann kann man von einer funktionierenden Demokratie nicht mehr sprechen. Dies in Deutschland zu sagen, ist gefährlich, weil man dann sofort als radikal abgestempelt wird. Aber diese Gefahr muss man hinnehmen, wenn man die Realität beschreiben will.

Die Sendung mit Lanz war auch für dieses Thema lehrreich: Immer wieder wird nämlich von den Pächtern der Demokratie, wie sie etwa Lanz und Joerges darstellen, der Versuch gemacht, das Bestehen demokratischer Verhältnisse bei uns dadurch als selbstverständlich darzustellen, dass man anderen vorwirft, sie würden das infrage stellen. Sahra Wagenknecht wurde heftig angekreidet, dass der diskutierte Text der Linken den Vorwurf enthalte, die EU sei undemokratisch. Die normale Wirkung dieses Vorwurfs beim Publikum ist die unterschwellige Behauptung, die EU sei selbstverständlich eine demokratische Einrichtung. Damit wird verunmöglicht, eine sachliche Diskussion über den tatsächlichen Zustand der EU zu führen.

Das gleiche gilt für den Vorwurf, der Text der Linkspartei unterstelle, die EU sei militaristisch. Dieser Vorwurf wird gezielt eingesetzt, auch nach der Methode haltet den Dieb, um zu verhindern, dass man die steigende Tendenz zu militärischen Interventionen und Aktionen der Europäischen Union wie auch der Bundesrepublik Deutschland kritisch hinterfragt.

Bitte prüfen Sie als Leser bei sich selbst, ob diese Art von unterschwelliger Meinungsbildung nicht wirklich funktioniert.

Die hohe Glaubwürdigkeit der öffentlich-rechtlichen Sender wird maßlos missbraucht. Nicht nur beim ZDF.

Viele von uns verbinden mit den öffentlich-rechtlichen Sendern noch ein besonderes Qualitätsmerkmal. Dieser Vertrauensvorschuss wird immer mehr genutzt, um die Propaganda gegen eine linke Alternative wie auch für militärische Einsätze und für die neoliberale so genannte Reformpolitik wirksam zu platzieren.

Das ZDF – aber nicht nur das ZDF – auch die ARD sind inzwischen mehrheitlich in Diensten der neoliberalen Ideologie und der Politik der militärischen Lösung, de facto Verstärkung, von Konflikten.

Auch hier gilt wiederum, dass die vielen guten Sendungen wunderbar sind und zu begrüßen sind, aber sie vermögen nicht zu kontern, was in den Grundlinien der Kampagnen transportiert wird: der Westen ist gut, Angela Merkel ist gut, die große Koalition ist gut, die Linken sind schlimm und deshalb keine Alternative. Die Ausnahmen bestätigen die Regel. Das ist in diesem Zusammenhang nicht nur eine gängige Formulierung sondern wörtlich richtig: die Ausnahmen erhöhen die Glaubwürdigkeit dieser Medien insgesamt. (Damit wende ich mich nicht gegen jene, die gelegentlich ein Leuchtfeuer an gutem kritischem Journalismus zünden.)

Der Niedergang des „Stern“ ist geradezu sagenhaft.

Jörges, das Mitglied der Chefredaktion des „Stern“, ist geradezu das Sinnbild des Niedergangs dieses Organs. Viele Leser erinnern sich nicht mehr, weil das lange her ist: der „Stern“ war einmal ein wirklich fortschrittliches und aufklärerisches Medium.

Den verheerenden Niedergang dieses Mediums kann man gut ermessen, wenn man den Auftritt von Jörges in der Sendung von Lanz und sein Auftritt im eigenen Video vom 23. Januar mit einem Kommentar des früheren Chefredakteurs Henry Nannen vergleicht. Nannen hat sich vor gut 40 Jahren mit einer Kampagne rechtskonservativer und finanziell gut ausgestattete Kreise auseinandergesetzt. In meinem Buch „Brandt aktuell. Treibjagd auf einen Hoffnungsträger“ habe ich diese Kolumne und den Zusammenhang wiedergegeben. Hier ist sie. Sie passt zur Charakterisierung des jetzigen Mitglieds der Chefredakteur.

Henry Nannen würde sich die Haare raufen, wenn er den jetzigen Zustand seines Blattes erleben müsste:

 
Quelle: nachdenkseiten.de

Im Originalartikel lesen bei ' nachdenkseiten.de ' ..hier


Passend zum Thema:

18.01.2014 23:45
Viel Ahnung von Nichts - Populist Lanz & Jörges  against Sahra Wagenknecht
Eine ziemlich erbärmliche Vorstellung lieferte Markus Lanz und Hans Ulrich Jörges bei der Sendung "Markus Lanz" vom 16.01.2014. "Sie waren auch schon mal niveauvoller", kommentierte Frau Wagenknecht einen polemischen Redeschwall von Jörges. Auch ich hätte ihm differenzierteres und undogmatischeres Denken zugetraut. Volkswirtschaft scheint seine Stärke nicht zu sein. JWD  ..weiterlesen


22.01.2014 [Quelle: deutsche-wirtschafts-nachrichten.de]
ZDF-Lanz gegen Wagenknecht: Hinrichtung gescheitert, System blamiert
Der Versuch von Markus Lanz, Sahra Wagenknecht lächerlich zu machen, endete im Fiasko. Dennoch ist der Auftritt der GEZ-Schergen gegen die EU-Kritik der Linken ein Musterbeispiel, wie sich das Staatsfernsehen als Scharfrichter gegen Kritik an der EU aufplustert. Der üble Versuch der Diffamierung zeigt, dass sich die Getreuen der Regierung bereits für den EU-Wahlkampf aufwärmen. Im System herrscht offenkundig Panik.

Doch Lanz ist das falsche Ziel der Kritik. Nicht Lanz ist das Problem, sondern das System, das ihn trägt.

In der Talkshow (Video am Ende des Artikels) war Lanz nur das ausführende Organ einer Redaktion von GEZ-Journalisten, die in Sachen Andersdenkender in EU-Fragen schon einmal bei einer Lanz-Sendung mit extremer Härte vorgegangen war: Damals war Lanz darauf programmiert worden, Silvio Berlusconi – der zu dem Zeitpunkt schon am Ende war – niederzumachen und die Italiener, die diesen Menschen gewählt hatten, pauschal als nur bedingt zurechnungsfähig abzuqualifizieren.

Ähnlich war die ARD gegen den AfD-Chef Lucke vorgegangen.
Für Hinrichtungen von Leuten, die es wagen, an der Politik der EU zu zweifeln, stellt man beim ZDF Lanz stets Gehilfen zur Seite. Damals war es Martin Schulz, SPD, vom EU-Parlament.

Bei der beispiellosen Inquisition im Falle Sahra Wagenknecht stellte sich der „Politikerklärer“ (O-Ton Lanz) Hans-Ulrich Jörges in den Dienst der guten Sache. Jörges versuchte, der Sendung seinen Stempel aufzudrücken, indem er – von Lanz mit keinem Wort unterbrochen – ein beispiellos unkritisches Loblied auf die Große Koalition sang.

Schließlich knöpfte sich Lanz Wagenknecht vor. Man muss kein Freund der Linken sein um zu bestätigen: Sie hat sich brillant geschlagen. Sie antwortete auf alle Peitschenhiebe – das waren keine Fragen – von Lanz mit ausgesuchter Höflichkeit und versuchte, zwischen das wüste Gekeife des politisch völlig unbeleckten Moderators vernünftige Antworten zu platzieren.

Das war für den Zuseher wertvoll, weil Wagenknecht trotz der Unterbrechungen einen klaren Gedankengang formulieren konnte.

Die Diskussion ist mittlerweile Gegenstand heftiger Diskussionen. Das ZDF entschuldigte sich, um den Schaden zu begrenzen.

Interessant ist jedoch die Methode, weil sie zutiefst antidemokratisch ist: Lanz und Jörges diffamierten Wagenknecht – wie sie es sich wohl nur bei einer Frau getrauen. Obwohl Wagenknecht deutlich vernehmbar sagte, dass sie nicht gegen den Euro sei, bestanden Lanz und Jörges darauf, dass Wagenknecht gegen den Euro sei. Lanz forderte ein Bekenntnis Wagenknechts zu Europa. Sie lieferte es ausdrücklich. Lanz sagte, Wagenknecht wolle sich nicht zu Europa bekennen.

Abgesehen von der Tatsache, dass es unerfreulich ist, dass man solchen Gesinnungs-Terror mit Zwangsgebühren finanzieren muss, kann die Sendung dennoch als sehr lehrreich bezeichnet werden: Sie zeigte, dass die GEZ-Sender keine intellektuellen EU-Verteidiger mehr aufbieten können. Das enge Geflecht der alten Eliten steht mit dem Rücken zur Wand. So gehässig operieren Systeme, die in Panik geraten sind. [..]

Weiterlesen im Originalartikel bei ' deutsche-wirtschafts-nachrichten.de ' ..hier


Anmerkung: Die Einschätzung, "Lanz ist nur das ausführende Organ einer Redaktion von GEZ-Journalisten" dürfte durchaus treffen. Wobei die GEZ nur insofern hier negativ zu bewerten ist, als dieses System neoliberal verseucht ist und zunehmend missbraucht wird, um entsprechende Propaganda zu verbreiten. Dass es sich um eine Kampagne auf primitivsten Niveau handelt, wird erkennbar, wenn man sich das jetzt veröffentlichte, windige 'Shitstorm' - Video, -Die heilige Sahra- von der bertelsmannbegnadeten Mietfeder Jörges ansieht. Faktisch verfälschter, deshalb unrichtiger und billiger geht's kaum noch!! Stuss?


 
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