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10.11.2013 14:15
Gewerkschaftlicher Dilettantismus: “Wettbewerbsfähigkeit beruht nicht auf Lohndumping”
Friederike Spiecker zeigt auf, wie wenig durchdacht, oberflächlich und falsch diverse Äußerungen des neu in den DGB-Bundesvorstand gewählten Reiner Hoffmann sind. Der Gewerkschaftler ist Landesbezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie Nordrhein. Offensichtlich gehören Kenntnisse über volkwirtschaftliche Zusammenhängen nicht zu seinen Stärken. Er behauptet: Deutschland habe nicht durch Lohnzurückhaltung Marktanteile gegenüber der ausländischen Konkurrenz gewonnen. JWD

Denn, so die Argumentation von Hoffmann: im Exportsektor seien die Lohnabschlüsse der goldenen Lohnregel (Steigerung um den Produktivitätszuwachs plus Inflationsausgleich) gefolgt. In dem Umstand, dass in anderen Wirtschaftszeigen Lohnzurückhaltung herrsche, will Hoffmann keine Verbesserung der deutschen internationalen Wettbewerbsfähigkeit erkennen.

Friederike Spiecker schreibt dazu in Beantwortung einer Leseranfrage:

Gewerkschaftsvertreter: “Wettbewerbsfähigkeit beruht nicht auf Lohndumping”
    [..] Die Unterscheidung nach Branchen, die im internationalen Wettbewerb stehen, und solchen, die vor allem auf die inländische Nachfrage angewiesen sind, ist bei der Diskussion um deutsches Lohndumping nicht neu. Sie wird immer wieder gebracht, und zwar interessanterweise nicht nur von Seiten der Arbeitgeber, sondern wie im vorliegenden Fall auch von Gewerkschaftern. Das ist erstaunlich, schwächt diese Argumentation doch die Position derjenigen Arbeitnehmer, auf deren Rücken die Lohnzurückhaltung hauptsächlich ausgetragen wird. Denn wenn das Lohndumping ein rein innerdeutsches Problem wäre und nichts mit den deutschen Handelsüberschüssen zu tun hätte, dann fiele z.B. der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ein wesentlicher Baustein bei der Begründung ihrer Lohnforderungen weg. Viel wichtiger aber noch: Wenn das Argument stimmte, dann könnten die deutschen Tarifparteien jede Verantwortung für die Eurokrise klar von sich weisen. Vielen Dank also an dieser Stelle für die Frage.

    Um es klar zu sagen: Das Argument ist grundlegend falsch. Der Vergleich zwischen Ländern und ihrer Wettbewerbsfähigkeit muss immer gesamtwirtschaftlich vorgenommen werden, nie nur branchenbezogen. Denn in die Produktion des Exportsektors fließen die Kosten der anderen Sektoren selbstverständlich auf vielerlei Arten ein. Das lässt sich schon daran ablesen, dass der Anteil der Lohnkosten an den gesamten Produktionskosten der Exportgüter geringer ist als etwa im Dienstleistungssektor. Und das liegt nicht nur an importierten Rohstoffen, sondern an vielen aus dem Inland stammenden Vorleistungen.

    Dabei handelt es sich um ganz unterschiedliche Kanäle, über die Vorleistungen bezogen werden und über die das Lohndumping, das dort betrieben wird, Eingang in die Exportgüterpreise findet: es geht um billige private Dienstleistungen (etwa im Reinigungs- und Bewachungsgewerbe, nicht zu reden vom Bereich der Werk- und Zeitarbeitsverträge); oder um schlechte Löhne im Straßenbausektor, über dessen Produkt, nämlich die Straßen, auch die bezogenen Vorleistungen und Endprodukte des Exportsektors rollen, der dafür wie alle anderen auch weniger Steuern zahlen muss (Stichwort internationales Steuerdumping); oder um schlecht bezahlte Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes, deren Dienstleistung entsprechend zu billig in das Endprodukt der Exporteure gelangt. Durch das auf der Ebene der Vorleistungen betriebene Lohndumping werden die Kosten der Exportgüter künstlich niedrig gehalten und so die Konkurrenz im Ausland in die Enge getrieben, d.h. Marktanteile gewonnen, auch wenn die Löhne im Exportbereich selbst der goldenen Regel gefolgt sein mögen. [..] [Quelle: flassbeck-economics.de]

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