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23.07.2013 16:25
Gewerkschaften für kapitalgedeckte Rente: Korrupt oder Dumm?
Es ist nicht nachvollziehbar was die Gewerkschaftsführer veranlasst hat, sich jetzt, wo das Scheitern der kapitalgedeckten Rente offenkundig geworden ist, vor den Karren der Versicherungswirtschaft spannen zu lassen. Korruption oder Dummheit? Heiner Flassbeck vermutet einen ganz profanen Sieg der Dummheit über die Vernunft.  JWD

23.07.2013 [Auszug]:
Gewerkschaften für kapitalgedeckte Rente oder wie man seine Ahnungslosigkeit der ganzen Welt vorführt
Von allen Fragen, die mir bei meinen Vorträgen gestellt werden, ist mit Abstand die häufigste, welche Interessen ich hinter einer Wirtschaftspolitik vermute, die fast immer auf Seiten der Unternehmen steht und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge kaum zur Kenntnis nimmt. Man tut sich dann schwer, das Interessenargument vollständig zur Seite zu schieben und auf Verwirrung in den Köpfen zu verweisen, weil ja kein vernünftiger Mensch glauben mag, dass sich gute rationale Argumente nicht auf Dauer durchsetzen würden, stünden ihnen nicht mächtige Interessengruppen gegenüber. Das Beste, was man dem entgegnen kann, ist der Hinweis auf offenkundige Verwirrung auch bei den Gruppen, hinter denen man Unternehmerinteressen jedenfalls nicht ohne weiteres vermuten kann.

Ein schönes Beispiel dafür bietet nun der Deutsche Gewerkschaftsbund, der sich für eine Initiative stark macht, die zum Ziel hat, wegen der Alterung der Gesellschaft die Rentenbeiträge zu deckeln, ohne das Rentenniveau deutlich abzusenken. Zu diesem Zweck empfiehlt er die Schaffung eines Fonds, in den alle Arbeitnehmer einzahlen und dessen Erträge später die gesetzliche Rente ergänzen sollen. Das ist schon deswegen ziemlich erstaunlich, weil in diesen Tagen ja viel von den Problemen der Riester-Rente die Rede ist, die ja nichts anderes als ein solches Ansparmodell war.

Der eigentliche Skandal bei dieser Initiative aber ist, dass die massive Kritik, die gerade von solchen Ökonomen an dem Konzept der Kapitaldeckung geübt wurde, die den Gewerkschaften nahestehen, an der Spitze der Gewerkschaften offenbar vollkommen vorbeigegangen ist. Ich muss es im Nachhinein zugestehen, es ist in der Debatte um die Riester-Rente vor zehn Jahren nicht gelungen, mit dem einfachen und klaren Satz "Die Volkswirtschaft kann nicht sparen" die Interessen-Bastionen, die die Versicherungskonzerne und Banken aufgebaut hatten, zu überwinden. Wenn aber heute, selbst nach dem offenkundigen Scheitern dieser Idee, die Gewerkschaften selbst mit einer neuen Fondsidee antreten und diesen einfachen Satz ignorieren, dann kann ich das Scheitern von vor zehn Jahren nicht mehr so leicht als den Sieg der Interessen über die Ideen interpretieren, sondern eher als einen profanen Sieg der Dummheit über die Vernunft, wie er alltäglich in allen politischen Kreisen passieren kann. [..]  [Quelle: fassbeck-economics.de / H.Flassbeck]


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