28.10.2015 00:00 Anti-RT-Abend an der Freien
Uni Berlin –
Mit freundlicher Unterstützung der US-Botschaft
„RT gegen die Welt: Russlands globale Medienstrategie“ –
unter diesem Titel sprach Ann Cooper von der Columbia University gestern vor
Studierenden der FU Berlin. RT Deutsch-Redakteur Florian Hauschild ließ sich das
Spektakel nicht entgehen und beschreibt den Abend aus seiner Sicht. Ein Dank
geht auch an die Botschaft der Vereinigten Staaten, die als Co-Organisator des
Abends half, RT unter den Studenten noch bekannter zu machen. [Quelle:
RT Deutsch] JWD
Von RT Deutsch-Redakteur Florian Hauschild | RT
Deutsch | 27.10.2015
Quelle.
RT Deutsch (verlinkt)
Was mich da wohl erwartet? An der FU Berlin wird zu einem Vortrag geladen. Der
Titel: „RT versus the world: Russias global Media Strategy.“ („RT gegen die
Welt: Russlands globale Medienstrategie“).
Die offene Vorlesung, initiiert von einer Studentengruppe, und wie es in der
Begrüßung heißt, „unterstützt und
mitorganisiert von der US-Botschaft“, wurde nicht öffentlich angekündigt.
Aber natürlich erfuhr die RT Deutsch-Redaktion aus verschiedenen Quellen
frühzeitig von der Veranstaltung.
Da redet jemand über uns? Na, dann sollte man da wohl hingehen, so der Gedanke.
Reflexion und Feedback bringen den Menschen bei seiner Arbeit ja generell voran.
Auch wenn der Titel des Vortrags leicht verschwörerisch klingt, würde es sicher
interessant werden. Oder führt RT tatsächlich einen Krieg gegen „die Welt“, und
sind meine Kollegen und ich vielleicht nur ferngesteuerte Schreibdrohnen in
diesem Krieg? Wer weiß das schon? Putin?
In jedem Fall würde es interessant sein, der Dozentin Ann Cooper von der
Columbia University, selbst Journalistin mit jahrzehntelanger Erfahrung,
Aufmerksamkeit bei ihrer Rede zu schenken. Gesagt, getan.
Im Hörsaal A an der Uni haben sich knapp 50 weitere Zuhörer eingefunden. Frau
Cooper macht einen freundlichen Eindruck und betont zu Beginn ihres Vortrages,
dass einige Stimmen – wie etwa Hillary Clinton – in letzter Zeit davon sprachen,
dass es einen Informationskrieg geben würde, den der Westen verliert und den
Russland gewinnt. Eine zentrale Rolle dabei nehme das russischstämmige
Medienunternehmen RT ein. Doch gibt es überhaupt diesen Informationskrieg oder
hat die Berichterstattung von RT überhaupt nennenswerten Einfluss auf die
Meinungsbildung? Cooper ist sich bei beiden Fragen nicht wirklich sicher – oder
will sich nicht festlegen.
Quelle.
RT Deutsch (verlinkt)
„RT gegen die Welt: Russlands globale
Medienstrategie“ – Columbia-University
und US-Botschaft warnen Studenten der FU-Berlin vor dem Konsum von RT
Während der erste Teil ihres Vortrages die Grundaussage umreißt, dass niemand
der Studierenden RT konsumieren muss (soll?), stützt sich der zweite Teil der
Rede auf die
jüngste Kampagne in der verschiedene westliche Medien – darunter die BBC –
die Relevanz von RT kleinzureden versuchten. So kann zwar allein das
englischsprachige Angebot auf über 1,5 Milliarden Klicks auf Youtube
verzeichnen, doch sei dies [...]
Bestimmt ist es nur Zufall, dass die Veranstaltung zu Beginn des neuen Semesters
stattfindet, wenn es auch in Studierendengruppen und unter Erstsemestern um die
Frage geht, wie man mit welchen Quellen umzugehen hat. Darf RT in einer
Hausarbeit zitiert werden? Sollte man Videoclips von RT in ein Referat einbinden
oder besser darauf verzichten? Nicht ausgeschlossen, dass diese Fragestellungen
einige Hörerinnen und Hörer zu dem Vortrag getrieben hat. Und Cooper versucht
sich daran, eine eindeutige Antwort zu geben: „Niemand muss RT schauen“, heißt
es. Fast schon ein wenig flehend wiederholt die Dozentin dieses Kernanliegen
während des Vortrags an verschiedenen Stellen.
Das Ganze erinnert ein wenig an den Vortrag einer Benimmdame aus dem 19.
Jahrhundert, die Heranwachsenden erklärt, sie sollen doch bitte beim Einschlafen
die Hände über der Bettdecke lassen. „Ihr könnt auch einfach Schafe zählen.“ –
„Ihr verpasst rein gar nichts.“ – „Das ist auch besser so für euch.“ Wen das
wohl überzeugen wird? [...]
Insgesamt lässt der Vortrag – je weiter er voranschreitet – in wachsendem Maße
qualitativ zu wünschen übrig, insbesondere eingedenk der Tatsache, dass die
Referentin an der renommierten Columbia University wissenschaftlich tätig ist.
[...]
Cooper versucht sich deshalb mit einer „Analyse“, die daraus besteht diverse
Video-Schnipsel von RT vorzuführen. Inhaltlich wirken die meisten von diesen
eher interessant. Präsentiert wird etwa der
Pulitzer-Preisträger Chris Hedges im
RT-Interview oder Abby Martin bei ihrer legendär gewordenen Auseinandersetzung
mit John McCain...
Quelle: RT Deutsch | veröffentlicht 03.03.2015
„Rassistischer Drecksack“ - Abby Martin knüpft
sich John McCain vor
Nachdem John McCain in einem Tweet vom 19.Februar behauptete,
dass ein vorheriger Beitrag Abby Martins, der John McCain extrem
kritisierte, eine direkte Attacke von Putin sei, bezog Abby Martin
Stellung, nämlich dass der Beitrag direkt von ihr kam und setzte
ihrer Meinung über John McCain noch einen drauf. [Quelle]
...Zum Attentat auf Boris Nemtsov und dem folgenden Protestmarsch in Moskau zeigt
Cooper eine RT-Aufnahme mit Anissa Naouai und merkt an, dass sich die
RT-Berichterstattung zu der Demonstration nicht wesentlich von dem unterschied,
was man von CNN dieser Tage zu hören bekam: Trauer, Wut und Empörung auf Moskaus
Straßen. [...]
Quelle: RT Deutsch | veröffentlicht 03.03.2015
Der vermeintliche Skandal bestünde laut Cooper allerdings darin, dass RT des
Öfteren so genannte „fragwürdige Gesprächspartner“ zu Wort kommen lässt. Da
sagte ein weiblicher Gast in Bezug auf den Nemtsov-Fall gegenüber RT doch
tatsächlich, man solle die offizielle Untersuchung abwarten, bevor man sich in
vorzeitige Schuldzuweisungen versteigt. Letztendlich könne jeder hinter dem
Attentat stehen, selbst irgendein ausländischer Geheimdienst, so der O-Ton.
Für die Referentin ist damit der Fall klar: RT will vor allem „verwirren“. [...]
So oder so ähnlich verläuft dann auch der Rest der Präsentation. Vereinzelte
Gesprächspartner von RT werden bezüglich ihrer Glaubwürdigkeit in Frage
gestellt, es wird RT vorgehalten, dass der Sender „mit harten Worten“ die USA
kritisiert – wie etwa in Bezug auf die ausufernde Gewalt von Polizisten gegen
meist afroamerikansiche Bürger im ganzen Land – was ja auch schon irgendwie
tatsächlich ein Problem sei. [...]
Coopers Antwort ist nahe an konspiratorischen Interpretationsmustern und bewegt
sich in die Richtung des Veranstaltungstitels: „RT gegen die Welt“,
„Informationskrieg“.
Nun ja, aus meinem Redaktionsalltag weiß ich, dass wir bei RT an Kritik in Bezug
auf die USA, Israel und die Rolle der deutschen Bundesregierung bei der
imperialen US-Kriegsführung kein Blatt vor den Mund nehmen. Warum auch? Ob bei
der anhaltenden Besatzung des Gaza-Streifens und der Westbank, der illegalen,
vom deutschen Ramstein aus mitausgeführten US-Drohnenkriege oder beim
NSA-Überwachungsskandal, der fehlende Part erstreckt sich über zahlreiche
Themenfelder, wie auch ein Blick in das RT Deutsch-Archiv zeigt. [...]
So stellt sich mir langsam die Frage warum die Dozentin es für anrüchig hält,
dass RT über all diese Themen berichtet, anstatt sich zu fragen, warum die
westliche Mainstream-Presse dies nicht tut – oder wenn, dann nur irgendwo auf
Seite 17 in einem Zwölfzeiler. [...]
Doch da endet der Vortrag auch schon. Auf einer Powerpoint-Folie prangern jetzt,
angelehnt an den Titel von Lenins Hauptwerk, die Worte „What to be done?“(„Was
tun?“) und darunter „Ban RT“ („RT verbieten“), gefolgt von weiteren Punkten, die
schnell und ohne erkennbaren Enthusiasmus von Cooper abgehandelt werden. Neben
„Ihr müsst nicht RT schauen.“ ist „Ban RT“ nun die zweite Kernaussage des
Vortrages, die sich in das Gedächtnis der Zuhörer brennen soll. [...]
Mich beschleicht das Gefühl, dass, wenn es denn einen Informationskrieg gibt,
dieser eher vom Westen gegen RT und Russland geführt wird. Aber vielleicht gibt
es auch gar keinen Informationskrieg, sondern nur Kommunikation. Und wie das so
ist in der kommunikativen Auseinandersetzung, setzt sich die Seite mit den
besseren Argumenten irgendwann durch. [...]