12.11.2020 00:00 |
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US-Präsidentschaftswahlen: Augen auf!
Der politische Analyst Thierry Meyssan, ein exzellenter Kenner
weltpolitischer Zusammenhänge, wies zuletzt in seinem Artikel vom
18.Sept.2020 auf die tiefgreifende gesellschaftliche Spaltung der
US-amerikanischen Gesellschaft hin und wähnte die USA am Rande eines
Bürgerkriegs zwischen den unversöhnlichen Kontrahenten von Imperialisten
und Nationalisten. Vor dieser hintergründigen Zivilisationskrise
versucht der Autor die aktuellen innenpolitischen Vorgänge einzuordnen
und beschreibt, warum es zu einem erneuten Bürgerkrieg kommen könnte. JWD
Joe Biden, 46.
Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (?)
Das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahlen markiert den Triumph,
nicht der Demokraten und eines senilen Senators, sondern der
puritanischen Strömung gegenüber den Jacksoniern. Er spiegelt in keiner
Art die politischen Ansichten der amerikanischen Bürger wider und
verschleiert die Zivilisationskrise, in der sich ihr Land befindet.
Die US-Präsidentschaftswahlen 2020 bestätigen die allgemeine Tendenz
seit der Auflösung der Sowjetunion: Die US-Bevölkerung befindet sich in
einer Zivilisationskrise und bewegt sich unaufhaltsam auf einen neuen
Bürgerkrieg zu, der logischerweise zu einer Teilung des Landes führen
sollte. Diese Instabilität
sollte zum Ende des Westens als Hypermacht führen.
Um zu verstehen, was vor sich geht, muss man sich von dem Schrecken der
europäischen Eliten angesichts des bevorstehenden Verschwindens der
Macht, die sie seit einem Dreivierteljahrhundert schützt, befreien; und
die Weltgeschichte der letzten 30 Jahre ehrlich betrachten. Man muss
wieder die Geschichte der USA studieren und ihre Verfassung noch einmal
lesen.
Die Hypothese der Auflösung der NATO
und der Vereinigten Staaten von Amerika
Als nach einem Dreivierteljahrhundert einer lückenlosen Diktatur die
Sowjetunion zusammenbrach, waren alle, die ihr Verschwinden wünschten,
überrascht. Jahrelang hatte die CIA die Wirtschaft der Sowjetunion
systematisch sabotiert und alle ihre Errungenschaften verunglimpft, aber
sie hatte nie vorhergesehen, dass es die Sowjetvölker sein werden, die
dieses Regime im Namen ihrer Ideale stürzen würden.
Alles begann mit einer Katastrophe, auf die der Staat nicht zu reagieren
wusste. (Tschernobyl, 1986). Eine Bevölkerung von einer Viertelmillion
Menschen musste für immer aus ihrem Land fliehen. Diese Inkompetenz
bedeutete das Ende der Legitimität der Diktatur. In den folgenden fünf
Jahren erlangten die Verbündeten des Warschauer Pakts ihre
Unabhängigkeit zurück und die UdSSR brach auseinander. Dieser Prozess
wurde von Anfang bis Ende von der Kommunistischen Jugend geleitet, wurde
aber im letzten Moment vom Bürgermeister von Moskau, Boris Jelzin, und
seinem in Washington ausgebildeten Team übernommen. Die anschließende
Plünderung der kollektiven Güter und der daraus resultierende
wirtschaftliche Zusammenbruch warf das neue Russland ein Jahrhundert
zurück.
Auf diese Weise sollten nun auch die Vereinigten Staaten verschwinden.
Sie werden ihre Zentripetalkraft verlieren und von ihren Vasallen
verlassen werden, bevor sie zusammenbrechen. Diejenigen, die das Boot
noch vor dem Untergang verlassen haben, werden eine bessere Chance
haben, ihn zu überleben. Die NATO sollte noch vor den USA sterben, so
wie der Warschauer Pakt vor der UdSSR gestorben ist.
Die Zentrifugalkraft der USA
Die Vereinigten Staaten sind ein sehr junges Land, sie haben nur
zweihundert Jahre an Geschichte, auf die sie zurückschauen können. Ihre
Bevölkerung bildet sich ständig mit, aus den verschiedensten Regionen
der Welt kommenden neuen Einwanderern. Nach britischem Vorbild behält
jede Gruppe ihre eigene Kultur und mischt sich nicht mit den anderen.
Das Konzept des "Schmelztiegels" (melting pot) existierte nur bei der
Rückkehr der schwarzen Soldaten aus dem Zweiten Weltkriegs und der
Abschaffung der Rassentrennung, unter Eisenhower und Kennedy, um danach
jedoch zu verschwinden.
Die Bevölkerung der USA wechselt oft den Wohnort von einem Staat zum
anderen. Seit dem Ersten Weltkrieg bis zum Ende des Vietnamkrieges gab
es Versuche des Zusammenlebens in einigen Vierteln. Seit 20 Jahren ist
das zum Stillstand gekommen. Und seit dem Zerfall der UdSSR bis heute,
hat sich die Bevölkerung wieder in Ghettos zurückgezogen, nicht mehr aus
"rassischen", sondern aus kulturellen Gründen. In der Praxis ist das
Land bereits gespalten.
Die Vereinigten Staaten bilden nicht mehr eine Nation, sondern schon elf
verschiedene.
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Die 11 rivalisierenden kulturellen Gemeinschaften,
die sich heute die
Vereinigten Staaten teilen.
Quelle: Colin Woodard
Der innere Konflikt der angelsächsischen Kultur
Die Mythologie der Vereinigten Staaten verbindet die Existenz des Landes
mit den 67 "Pilgervätern", den Einwanderern der Mayflower. Es handelt
sich um eine Gruppe englischer fanatischer Christen, die in den
Niederlanden in einer "Gemeinschaft" lebten. Sie erhielten von der Krone
die Aufgabe, sich in der "Neuen Welt" niederzulassen, um dort das
spanische Imperium zu bekämpfen. Eine ihrer Gruppen landete in
Massachusetts und gründete dort eine sektiererische Gesellschaft, die
Kolonie Plymouth (1620). Sie verschleierten ihre Frauen und bestraften
diejenigen, die gesündigt hatten und vom "Reinen Weg" abgekommen waren,
und nannten sich daher "Puritaner".
Die Vereinigten Staaten ignorieren sowohl die politische Mission der
Pilgerväter als auch ihr Sektierertum. Sie feiern sie jedoch am
Thanksgiving-Fest. Diese 67 Fanatiker hatten einen großen Einfluss auf
ein Land, das heute 328 Millionen Einwohner zählt. 8 von 46 Präsidenten
sind ihre direkten Nachkommen, darunter Präsident Franklin Roosevelt
oder Präsident George Bush.
Die Puritaner organisierten eine Revolution in England mit Lord Oliver
Cromwell. Sie enthaupteten den König, gründeten eine intolerante
Republik, das Commonwealth, und massakrierten die "Ketzer" (die
Papisten). Diese Ereignisse werden von britischen Historikern als
"Erster Bürgerkrieg" (1642-51) bezeichnet.
Mehr als ein Jahrhundert später empörten sich die Siedler der Neuen Welt
über die erdrückende Steuerlast der britischen Monarchie (1775-83).
Diese Ereignisse sind für US-amerikanische Historiker als
"Unabhängigkeitskrieg" bekannt, aber britische Historiker sehen darin
den "Zweiten Bürgerkrieg". Auch wenn die Siedler, die diesen Krieg
führten, arme Leute waren, hart arbeiteten, waren diejenigen, die ihn
organisierten, in der Tat Nachkommen der Pilgerväter, die ihr
sektiererisches Ideal angesichts der wiederhergestellten britischen
Monarchie bekräftigen wollten.
80 Jahre später wurden die Vereinigten Staaten von dem Bürgerkrieg
(1861-65) heimgesucht, den einige amerikanische Historiker als den
angelsächsischen "Dritten Bürgerkrieg" bezeichnen. Er stellte die
Staaten, die der ursprünglichen Verfassung gemäß die Zölle untereinander
beizubehalten beabsichtigten, anderen Staaten gegenüber, die stattdessen
Zölle auf Bundesebene durchsetzen und damit einen großen Binnenmarkt
schaffen wollten. Er fand zwischen den puritanischen Eliten des Nordens
und den katholischen Eliten des Südens statt, so dass die Spaltungen der
beiden vorangegangenen Kriege wieder sichtbar wurden.
Der angelsächsische "Vierte Bürgerkrieg", der sich heute abzeichnet,
wird immer noch von den puritanischen Eliten geschürt. Was diese
Kontinuität verschleiert, ist die Transformation dieser Eliten, die
jetzt nicht mehr an Gott glauben, aber denselben Fanatismus beibehalten.
Sie sind es, die sich heute der Neugestaltung der Geschichte ihres
Landes verschreiben. Ihrer Meinung nach sind die USA ein rassistisches
Projekt der Europäer, das die "Pilgerväter" nicht korrigieren konnten.
Sie sind überzeugt, dass der "reine Weg" wiederhergestellt werden muss,
indem man alle Symbole des Bösen, wie die Statuen der Monarchen, der
Engländer und der Konföderierten, zerstört. Sie sprechen "politisch
korrekt", behaupten, dass es mehrere menschliche Rassen gibt, schreiben
"Schwarze" mit einem Großbuchstaben und "weiße" mit kleinem „w“, und
stürzen sich auf die schwer verständlichen Zulagen der New York Times.
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Eintritt in den Sitz der "Pilgrim‘s Society" (Vereinigung der Pilgerväter). England und die Vereinigten Staaten halten
gemeinsam die Fackel, die die Welt erleuchtet.
Die jüngste Geschichte der Vereinigten Staaten
Jedes Land hat seine Dämonen. Präsident Richard Nixon war überzeugt,
dass die erste Gefahr, vor der sich die USA hüten sollten, nicht ein
Atomkrieg mit der UdSSR war, sondern dieser mögliche angelsächsische
"Vierte Bürgerkrieg". Er hatte sich mit dem Spezialisten auf diesem
Gebiet, dem Historiker Kevin Phillips umgeben, der sein Wahlkampfberater
war und ihm zweimal ermöglichte, die US-Präsidentschaft zu übernehmen.
Die Erben der Pilgerväter akzeptierten seinen Kampf jedoch nicht und
ließen ihn in dem Watergate-Skandal (1972) untergehen, der am Tag nach
seiner Wiederwahl vom Stellvertreter und Nachfolger von J. Edgar Hoover
inszeniert wurde.
Als die US-Macht an Schwung verlor, verhalf die von den Puritanern
dominierte imperialistische Lobby einem der direkten Nachkommen der 67
Pilgerväter, dem Republikaner George Bush Jr., an die Macht. Er
organisierte einen emotionalen Schock (die Attentate vom 11. September
2001) und passte die Armeen unter dem erstarrten Blick seiner Mitbürger
an den neuen Finanzkapitalismus an. Sein Nachfolger, der Demokrat Barack
Obama, setzte seine Arbeit fort, indem er die Wirtschaft anpasste. Dafür
wählte er den Großteil des Teams seiner ersten Amtszeit unter den
Mitgliedern der Pilgrim‘s Society (der Vereinigung der Pilger).
Im Jahr 2016 kam es zu einem hochexplosiven Ereignis. Ein
Fernsehmoderator, der die Transformation des Kapitalismus und die
Attentate vom 11. September in Frage gestellt hatte, Donald Trump,
kandidierte für die Präsidentschaft. Zuerst eroberte er die
Republikanische Partei, dann das Weiße Haus. Alle jene die Richard Nixon
zu Fall gebracht hatten, gingen noch bevor er seine Funktion begann, auf
ihn los. Sie haben es geschafft, seine Wiederwahl zu verhindern, indem
sie ungeschickt die Wahlurnen vollstopften. Wichtig ist, dass während
seiner Amtszeit Jahrhunderte des Unausgesprochenen wiederaufgetaucht
sind.
Die US-Bevölkerung hat sich wieder um die Puritaner herum gespalten.
Auch wenn es offensichtlich ist, dass eine Mehrheit der US-Amerikaner
nicht begeistert für einen senilen Senator gestimmt hat, halte ich es
für falsch zu sagen, dass diese Wahl im Jahr 2020 ein Referendum für
oder gegen Trump war. In Wirklichkeit handelte es sich um ein Referendum
für oder gegen die Puritaner.
Ein Ergebnis im Einklang mit dem Projekt der Pilgerväter
Als der Unabhängigkeitskrieg oder der zweite angelsächsische Bürgerkrieg
vorbei war, schrieben die Nachfolger der Pilgerväter die Verfassung. Sie
machten kein Geheimnis aus ihrem Willen, ein aristokratisches System
nach britischem Vorbild zu schaffen, noch aus ihrer Verachtung für das
Volk. Deshalb erkennt die Verfassung der Vereinigten Staaten die
Souveränität des Volkes nicht an, sondern nur die der Gouverneure.
Das Volk, das den Krieg gemacht und gewonnen hatte, akzeptierte diesen
Stand der Dinge, aber erzwang zehn Änderungsanträge, die Rechtserklärung
(Bill of Rights), wonach die herrschende Klasse unter keinen Umständen
die Rechte der Bürger im Namen einer so genannten "Staatsräson"
verletzen darf. Die so geänderte Verfassung gilt nach wie vor.
Wenn man also bereit ist festzustellen, dass die Vereinigten Staaten
verfassungsmäßig keine Demokratie sind und waren, gibt es keinen Grund,
sich über das Wahlergebnis zu empören. Obwohl es in der Verfassung nicht
vorgesehen ist, hat sich in zwei Jahrhunderten die Volkswahl für die
Präsidentschaftswahlen in jedem Bundesstaat nach und nach durchgesetzt.
Die Gouverneure müssen den Anweisungen folgen, um ihre 538 Delegierten
für das Wahlkollegium des Präsidenten zu ernennen. Einige Gouverneure
haben also die Wahlurnen ohne großes Know-how gestopft: In mehr als
einer von zehn Grafschaften ist die Zahl der Wahlberechtigten höher als
die ihrer volljährigen Einwohner. Ob es den Kommentatoren gefällt oder
nicht, es ist daher völlig unmöglich zu sagen, wie viele Wähler wirklich
gewählt haben und wen sie als Präsidenten gewünscht hätten.
Eine düstere Zukunft
Unter diesen Umständen kann der gewählte Präsident, Joe Biden, die
berechtigte Wut der Anhänger seines Herausforderers nicht übergehen. Er
wird sein Volk nicht zusammenbringen können. Vor vier Jahren schrieb
ich, dass Trump der Gorbatschow der Vereinigten Staaten sein würde. Ich
habe mich geirrt. Er hat es verstanden, seinem Land neuen Schwung zu
verleihen. Letztendlich wird es Joe Biden sein, dem die Schuld zukommen
wird, die territoriale Einheit seines Landes nicht aufrechterhalten zu
können.
Die Alliierten, die die Katastrophe nicht kommen sehen, werden die
schweren Konsequenzen tragen.
Autor: Thierry Meyssan | Voltaire
Netzwerk | Paris (Frankreich) | 10. November 2020
Übersetzung: Horst Frohlich | Korrekturlesen : Werner Leuthäusser
Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons (CC
BY-NC-ND)
Thierry Meyssan: Politischer
Berater, Gründer und Präsident vom Voltaire Netzwerk - Réseau
Voltaire. Letztes französisches Werk: Sous nos yeux - Du
11-Septembre à Donald Trump.
Der nachfolgend wiedergegebene Artikel von Wolfgang Bittner wurde
heute von Abrecht Müller in den Nachdenkseiten veröffentlicht. Da im
Artikel nicht das "legitime" Narrativ vom bösen Trump gepflegt wird,
fühlte sich Albrecht Müller wohl genötigt sowohl ein Vorwort als auch
ein Nachwort dem Artikel zuzufügen. Auf diese, eher peinliche Passagen,
habe ich verzichtet. (JWD)
12.11.2020 [Quelle: nachdenkseiten.de] Trump und das US-Establishment
Als die Hoffnungen schwanden
Von Wolfgang Bittner
[...]
Dass in den USA Donald Trump, ein ungebildeter, polternder
Immobilien-Tycoon, Präsident wurde, war sozusagen ein „Ausrutscher“. Er
gehört zwar dem Geldadel an (geschätztes Vermögen nach Forbes: 2,5
Milliarden US-Dollar), wandte sich jedoch gegen das Establishment, auch
Tiefer Staat genannt. Das machte ihn zum Staatsfeind Nr. 1. In einer
Rede kurz vor seiner Wahl im Jahr 2016 sagte Trump:
Screenshot | Quelle:
Joseph Sohm / Shutterstuck
„Unserer Bewegung geht es darum, ein gescheitertes und
korruptes politisches Establishment durch eine Regierung zu ersetzen,
die von euch, dem amerikanischen Volk, kontrolliert wird. Das
Washingtoner Establishment, sowie die Finanz- und Medienunternehmen, die
es finanzieren, existieren nur aus einem Grund: um sich selbst zu
schützen und zu bereichern! Die, die in Washington Macht haben, und die
Lobbyisten verbünden sich mit Menschen, die nicht euer Glück im Blick
haben. Unsere Kampagne steht gegen eine echte, existenzielle Bedrohung,
wie sie sie noch nicht zuvor gesehen haben! Hier geht es nicht nur um
eine Wahl für vier Jahre. Dies ist ein Scheideweg unserer Zivilisation.
(…) Die Medien in unserem Land haben nichts mehr mit Journalismus zu
tun, sie sind politische Interessenvertretungen …“[1]
Donald Trump wusste offensichtlich, wovon er sprach. In seiner
Antrittsrede richtete er sich als neuer Präsident der Vereinigten
Staaten am 20. Januar 2017 an das amerikanische Volk und erklärte nach
mehrmaliger Erneuerung seines Anspruchs „America first!“: „Wir
übertragen die Macht von Washington zurück an euch, das Volk.“[2] In
ungewöhnlich scharfer Weise nahm er Stellung gegen die Politik seiner
zur Vereidigung erschienenen Vorgänger:
„Zu lange hat eine kleine Gruppe hier, in der Hauptstadt unseres Landes,
die Früchte eingefahren, während die Menschen da draußen dafür bezahlt
haben. Washington ging es gut, aber die Menschen konnten an diesem
Wohlstand nicht teilhaben; den Politikern ging es gut, aber die
Arbeitsplätze wanderten ab und die Fabriken wurden geschlossen. Das
Establishment hat sich nur selbst geschützt, aber nicht die Bürger
unseres Landes. Ihre Siege waren nicht die Siege des Volkes, ihre Siege
waren nicht eure Siege. Während sie hier gefeiert haben, in der
Hauptstadt eures Landes, gab es für ganz viele Familien da draußen im
ganzen Land wenig zu feiern. Das alles ändert sich gerade hier und
jetzt.“
Gute Vorsätze
Damit erklärte Trump der Machtelite in den USA den Krieg. Er kündigte
an, keine Interventionskriege mehr zu führen, Frieden mit Russland
herzustellen und die amerikanischen Soldaten aus Syrien abzuziehen. Und
er fuhr fort:
„Wir werden die Freundschaft und das Wohlwollen aller Nationen auf
der Welt suchen, aber wir machen das in dem Wissen, dass es das Recht
aller Nationen ist, ihre eigenen Interessen an die erste Stelle zu
setzen. Wir möchten unsere Lebensart niemandem vorschreiben, aber wir
lassen sie als leuchtendes Beispiel dastehen, wir werden als leuchtendes
Beispiel ausstrahlen, dem alle folgen können. Wir werden alte Allianzen
wiederherstellen, neue Allianzen bilden … Die Bibel lehrt uns, wie schön
es ist, wenn die Völker Gottes friedlich zusammenleben.“[3]
Bereits in einem Interview mit der New York Times am 23. November 2016
hatte Donald Trump gesagt:
„Ich denke, in den Irak zu gehen, war einer der größten Fehler in der
Geschichte unseres Landes. Syrien – wir müssen das Problem lösen, weil
wir ständig dabei sind zu kämpfen, immer zu kämpfen. (…) Ich möchte gern
mit Russland gut auskommen und ich denke, dass auch Russland gerne mit
uns gut auskommen möchte. Das ist in unserem gemeinsamen Interesse (…)
Wäre es nicht schön, wenn wir gut mit Russland auskämen? Wäre es nicht
schön, wenn wir gemeinsam gegen den Islamischen Staat vorgingen? (… Wir
müssen dem Wahnsinn, der sich in Syrien abspielt, ein Ende setzen.“[4]
Doch schon wenige Monate nach seiner Wahl war Trump von der Washingtoner
Realität eingeholt worden und von „Beratern“ und einer Administration
umstellt, die ihn in wesentlichen politischen Fragen beeinflussten.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass die US-Präsidenten zwar theoretisch
über Krieg und Frieden entscheiden können, praktisch jedoch nur den
Frühstücksdirektor der „Nebenregierung“ darstellen. Viele Entscheidungen
von weltpolitischer Bedeutung werden hinter ihrem Rücken gefällt. Das
führte in der Regierung Trump zu ständigen Auseinandersetzungen.
Die führenden westlichen Politiker und ihre Leitmedien hatten die
Bellizistin Hillary Clinton favorisiert, die der Welt womöglich einen
dritten Weltkrieg beschert hätte, und den polternden, oft jeglichen
Anstand vergessenden Trump – insbesondere wegen seiner beabsichtigten
Annäherung an Russland – systematisch verteufelt. Der unberechenbare,
neurotische Trump wurde zu einer Unperson, wozu er beitrug.
Attackiert und angeklagt
Noch während des Wahlkampfs hatte der damalige deutsche Außenminister
Frank-Walter Steinmeier entgegen aller diplomatischen Regeln Donald
Trump einen „Hassprediger“ genannt und in anmaßender Weise Auskunft über
Trumps künftige Außenpolitik gefordert. Kanzlerin Angela Merkel hatte
ihn zur Einhaltung demokratischer Grundwerte ermahnt, die sie selber
nicht einhält. Auch viele andere deutsche Politiker hatten im Chor mit
den Anhängern der Clinton-Obama-Kriegsallianz Ihren Abscheu kundgegeben.
Das hatte Trumps wiederholte Anfeindungen gegen Deutschland zur Folge.
Zu Anfang seiner Präsidentschaft versuchte Trump, seine in der
Antrittsrede geäußerten Absichten durchzusetzen, doch er stieß dabei auf
heftigsten Widerstand des US-Establishments und dessen Hilfskräfte. Seit
seinem Amtsantritt war ihm von seinen Gegnern vorgeworfen worden, er
habe illegale Kontakte nach Russland unterhalten und sich vom
„russischen Regime“ bei den Präsidentschaftswahlen unterstützen lassen.
Sonderermittler Robert Mueller, der am 17. Mai 2017 mit der Aufklärung
der Vorwürfe beauftragt worden war, schloss die Untersuchungen, in die
Trumps Sohn Don, sein Schwiegersohn Jared Kushner sowie weitere
Mitarbeiter einbezogen waren, im März 2019 mit der Erklärung ab, eine
Verschwörung mit dem Kreml sei nicht nachweisbar.[5]
Damit nicht genug. Anfang Oktober 2019 wurde ein Amtsenthebungsverfahren
gegen Donald Trump eingeleitet, weil er den ukrainischen Präsidenten
Wolodymir Selenskyj und auch die chinesische Regierung in
Telefongesprächen aufgefordert haben sollte, Korruptionsermittlungen
gegen den ehemaligen US-Vizepräsidenten Joe Biden und seinen Sohn Hunter
Biden zu veranlassen.[6] Es ist erneut erstaunlich, was sich die Anti-Trump-Koalition und die amerikanischen Medien an bösartigen,
hasserfüllten Angriffen gegen den amtierenden Präsidenten leisteten. Er
sollte, koste es, was es wolle, zu Fall gebracht werden. Aber wie immer
man zu Donald Trump steht: Wäre er des Amtes enthoben oder ermordet
worden, dann wäre der fundamentalistisch-evangelikale Vizepräsident Mike
Pence[7] sein Nachfolger geworden und die Kriegsgefahr hätte zugenommen.
Die guten Vorsätze Trumps blieben allmählich auf der Strecke und sein
guter Wille – unterstellt, er sei wirklich vorhanden gewesen – verging
ihm. In der Weltpolitik unerfahren und ständig attackiert, zeigte er
sich mehr und mehr von seiner aggressiven und chaotischen Seite. Er
begann zwar keine neuen Kriege wie seine Vorgänger, aber er forcierte
die Aufrüstung und kündigte friedensbewahrende internationale Verträge.
Er ging mit Wirtschaftssanktionen weiterhin gegen Russland sowie den
Iran, Venezuela, Syrien und den Konkurrenten China vor, und er stärkte
dem britischen Premier Boris Johnson den Rücken beim Austritt aus der
Europäischen Union.
Im Juni 2020 zog sich Trump dann noch aus der WHO mit der Begründung
zurück, sie stehe unter Kontrolle Chinas. Die Überlegung, dass sie unter
Kontrolle der Bill&Melinda-Gates-Stiftung stehen könnte, wie
Gates-Gegner behaupten, ist ihm anscheinend nicht gekommen. In der
Einstellung zum Internationalen Gerichtshof blieb er auf der Linie der
Vorgängerregierungen und billigte Sanktionen gegen Mitarbeiter des
Gerichts, um Verurteilungen amerikanischer Soldaten wegen
Kriegsverbrechen in Afghanistan zu verhindern.
Der Populist wurde ausmanövriert
Innenpolitisch gebärdete sich Trump diktatorisch. So wies er während der
Aufstände wegen der Ermordung des Afroamerikaners George Floyd in
Minneapolis durch vier Polizisten die Polizei an, schärfstens
durchzugreifen, [8] bei weiteren Demonstrationen drohte er mit
Waffengewalt und dem Einsatz von Militär.[9] Er setzte Steuersenkungen
für Reiche durch und wollte die von Obama eingeführte
Krankenversicherung abschaffen.
Schließlich disqualifizierte er sich während des Wahlkampfes 2020, als
er in einer Rede zum Auftakt erklärte: „Wenn die Linken an die Macht
kommen, werden sie die Vorstädte zerstören und eure Waffen konfiszieren
(…) Biden ist ein trojanisches Pferd für den Sozialismus.“[10] Anstatt
dem korrupten Biden seine kriminellen Aktivitäten in der Ukraine
vorzuhalten, lieferte Trump erneut einen Beleg für seinen Populismus und
die Fehleinschätzung seiner politischen Gegner. Biden als Sozialisten
einzuschätzen, war an Absurdität nicht zu überbieten. Die
Korruptionsvorwürfe wurden dann in dem Fernsehduell mit dem Konkurrenten
vorgebracht, von Biden allerdings empört zurückgewiesen.
Am 7. November 2020 wurde von den Medien noch vor Abschluss der
Zählungen ein vorläufiges Ergebnis der Präsidentschaftswahl
bekanntgegeben, wonach eine knappe Mehrheit der Stimmen auf Joe Biden
entfiel, der sich vor Feststellung des amtlichen Endergebnisses als
neuer Präsident ausrief. Nicht die staatlichen Wahlleiter verkündeten
das Ergebnis, sondern die privaten Fernsehsender hatten den Sieger
ausgerufen, indem sie ihre eigenen Hochrechnungen zugrunde legten. Damit
wurden die vom US-Establishment gewünschten politischen Fakten
geschaffen, noch bevor die offiziellen Ergebnisse der Einzelstaaten
vorlagen und das aus 538 Wahlmännern und -frauen bestehende Electoral
College zusammengetreten war, um entsprechend dem amerikanischen
Wahlsystem offiziell den neuen Präsidenten zu wählen.
Joe Biden ist der Garant für die Fortsetzung der imperialen,
friedensgefährdenden Außenpolitik der Präsidenten Bill Clinton, George
W. Bush und Barack Obama. Unter den Ersten, die ihm gratulierten, obwohl
er noch nicht gewählt war, waren Bundeskanzlerin Angela Merkel („von
Herzen“), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Donald Trump hat
angekündigt, die Wahl wegen Fälschungen gerichtlich anzufechten.
Der Schriftsteller und Publizist Dr. jur. Wolfgang Bittner lebt in
Göttingen. 2019 sind von ihm der Roman „Die Heimat, der Krieg und der
Goldene Westen“ sowie das Sachbuch „Der neue West-Ost-Konflikt –
Inszenierung einer Krise“ erschienen. [...]
[1] Zit. wie YouTube, 24.10.2016, youtube.com/watch?v=mX19dy5_08o
(2.11.2020)
[2] Donald Trump, zit. wie YouTube, Donald J. Trump als US-Präsident
vereidigt, youtube.com/watch?v=UVelzOWD1bk (21.1.2017, inzwischen
offenbar gelöscht). Sowie: Antrittsrede von Präsident Donald J. Trump,
youtube.com/watch?v=TPDWyVPZcBQ
[7] Mike Pence, US-Vizepräsident, ehemaliger Gouverneur von Indiana:
Abtreibungsgegner, Anhänger des Prosperity Gospel (Reichtum oder Armut
sind gottgegeben) sowie des Kreatinismus (strikte Bibelgläubigkeit) und
Gegner der Evolutionstheorie.
[8] Zeit Online, 3.9.2020, zeit.de/politik/ausland/2020-09/black-lives-matter-joe-biden-klagen-donald-trump-drohung
(6-11-2020)
06.11.2020 [RT-Deutsch via Youtube] "Betrug offensichtlich!" - Trump über
Ungereimtheiten bei Stimmenauszählung
Donald Trump hat am Donnerstag im Weißen Hauses eine Pressekonferenz
gegeben und erneut schwere Vorwürfe der Wahlmanipulation und -fälschung
gegen die Demokraten erhoben. So würden diese nicht nur verhindern, dass
Wahlbeobachter den Auszählungsprozess beobachten, sondern würden Stimmen
annehmen und für legitim erklären, die gar nicht zählten, weil etwa der
Poststempel fehle oder diese erst Tage nach der Wahl eingegangen seien.
Quelle: RT-Deutsch via
Youtube | veröffentlicht 12.11.2020
Trump kommt zu folgendem Schluss: "Wenn sie die gültigen Stimmen
auswerten, gewinne ich klar. Wenn sie die ungültigen Stimmen mitzählen,
könnten sie versuchen, uns die Wahl zu stehlen." [...]
(Quelle)
Passend zum Thema:
07.11.2020 13:00 |
auf Telegram
ansehen Die großen US-Medien beenden ersten Zusatzartikel
der Verfassung Reaktion
marschiert: Ab
heute wird zurückgeschossen!! - Die großen US-amerikanischen Medien, die Donald Trump seit seiner
überraschenden Wahl (und sogar noch vor seinem Amtsantritt) immer wieder
lächerlich gemacht haben - oder ihn sogar beleidigen und zu seiner
Ermordung aufrufen - versuchen nun, seine Stimme zu ersticken. - So
haben die drei wichtigsten nationalen Fernsehsender, ABC, CBS und NBC,
seine erste Pressekonferenz nach der Wahl in dem Moment abgebrochen, als
er begann, die Frage der Aufrichtigkeit der Abstimmung anzusprechen. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
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20.10.2020 04:45 |
auf Telegram abonnieren "Linker Widerstand" für Biden und gegen Trump
hilft Neocons bei Fortsetzung illegaler US-Invasionen Trump bezeichnet die US-Invasion im Irak als "eine Katastrophe", und er
will "endlose Kriege" beenden und die US-Truppen nach Hause bringen. Das hat die
Bestrebungen des tiefen Staates befeuert, ihn mit allen Mitteln aus seinem Amt
zu entfernen. Die Falken wollen, dass Biden gewinnt. - In meinem kürzlich
erschienenen Beitrag
Gefahr eines Bürgerkrieges habe ich die merkwürdige und
paradoxe Zusammensetzung des "linken Widerstandes" gegen Trump skizziert.
Allerdings habe ich dabei eine wichtige "Interessengruppe" innerhalb des "tiefen
Staates"... [Quelle:
RT Deutsch / von Michael Rectenwald] JWD
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18.09.2020 02:30 |
auf Telegram abonnieren Die USA am Rande des
Bürgerkriegs In diesem Artikel versucht der Autor, unsere Aufmerksamkeit auf eine
Tatsache zu lenken, die für den Westen schwer verständlich ist: das
US-amerikanische Volk durchlebt eine Zivilisationskrise. Es ist so tief
gespalten, dass die Präsidentschaftswahl nicht nur darauf abzielt, einen Führer
zu wählen, sondern zu bestimmen, was das Land sein soll (Imperium oder Nation?).
- Keine der beiden Seiten kann akzeptieren, zu verlieren, so dass beide auf
Gewalt zurückgreifen könnten, um ihren Standpunkt durchzusetzen. - Während in
den Vereinigten Staaten... [Quelle:
voltairenet.org] JWD
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05.05.2020 13:00 Das
globale, anlässlich des Covid-19 erlassene politische Projekt Faschismus
2020 - Die albernen Reaktionen der europäischen Regierungen auf die Covid-19
Epidemie wurden von ehemaligen Beratern von Donald Rumsfeld und George W. Bush
diktiert. Entgegen der öffentlichen Rhetorik haben sie keine medizinischen
Begründungen. Weit davon entfernt, auf die Realität der Epidemie richtig zu
reagieren, zielen sie darauf ab, die europäischen Gesellschaften umzuwandeln, um
sie in ihr politisches und finanzielles Projekt einzufügen. - Unabhängig
davon, ob die Covid-19-Epidemie natürlich ist oder provoziert wurde, ... [Quelle:
voltairenet.org] JWD
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08.10.2019 15:30 Donald Trump, allein gegen alle
Allein gegen seine Opposition, gegen seine Regierung und gegen seine
Verbündeten, scheint Präsident Trump nicht in der Lage zu sein, seine
Wahlkampfversprechen durchzusetzen. Drei Jahre nach seiner Wahl leitete das
Repräsentantenhaus ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn ein, weil er gegen die
Korruption seiner Gegner kämpft. - Donald Trumps wichtigstes
Wahlkampfversprechen, Rumsfeld/Cebrowski‘s offensive Militärstrategie zu beenden
und durch eine Jacksonsche Kooperationspolitik zu ersetzen, stößt auf mächtigen
internen Widerstand innerhalb der USA und externer Verbündeter der USA... [Quelle:
voltairenet.org] JWD
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06.02.2017 02:00 Elitenkrieg: Soros gegen Trump
Die einstigen Spezies sind sich nicht mehr grün. Soros, seit Bill Clinton der
heimliche amerikanische Präsident hinter den Präsidenten, ist
durch Trump ausgebootet worden. Der Aufrührer,
Strippenzieher, Starspekulant und Hillary-Unterstützer Soros hat sich
offenbar verzockt. Was ihm Verluste von einer Milliarde US-Dollar eingebracht haben
soll. Die Hochfinanz, also der überwiegende Teil des westlichen Establishments,
befindet sich seit Trumps Wahlsieg in einer Art Schockstarre. Der "Trump-muss-weg"-
Notfallplan läuft seither auf Hochtouren. JWD
..weiterlesen