22.10.2015 02:45
„Der Militärisch-industrielle Komplex ist die
größte Bedrohung für den
Weltfrieden in unserer Zeit“
Kriege beginnen mit Lügen, die von Geheimdiensten
verbreitet gestreut und von den Medien dann verbreitet werden. Kriege lösen
keine Konflikte, sondern schaffen neue. Aber Kriege sichern auch Rohstoffe,
erschließen Märkte und bringen Profit. Ist es wohl möglich, dass hinter all den
nachweislichen Kriegslügen der letzten Jahre und Jahrzehnte sowie dem darauf
initiierten Morden, das uns stets aufs Neue als „Notwehr“,
„Menschenfreundlichkeit“ oder „Kampf für Freiheit, Demokratie und
Menschenrechte“ schmackhaft gemacht wurde, und das oftmals Plänen folgte, die
bereits seit Jahren oder Jahrzehnten in den Schubladen der Mächtigen lagen, sehr
konkrete Interessen und Akteure stehen, die strategisch agieren und in der Lage
sind, Kriege anzuheizen und initiieren? [Quelle: nds.de] JWD
Folgt die Kriegslogik also auch einer Profit- und Interesselogik, die zu
bestimmten Instanzen zurückzuverfolgen ist? Zu diesen Fragen sprach Jens
Wernicke mit Mohssen Massarrat, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von Attac...
Quelle: exonews via Youtube
| veröffentlicht 10.02.2009
Präsident Eisenhower über den militärisch
industriellen Komplex ... in seiner Abschiedsrede 1961.
In der Regierung müssen wir uns in unserem Denken vor dem Eindringen
von unberechtigten Einflüssen des militärisch-industriellen
Komplexes hüten, sein sie gewollt, oder auch nicht.
Die Gefahr eines unheilvollen Anwachsens unbefugter Macht existiert
und wird fortdauern. Wir dürfen nicht zulassen, dass das Gewicht
dieser Kombination, unsere Freiheiten und demokratischen Prozesse
gefährdet.
Wir sollten nichts als gesichert ansehen. Nur eine wachsame und
kenntnisreiche Bürgerschaft kann eine ausgeglichene Verbindung der
gewaltigen industriellen und militärischen Maschinerie der
Verteidigung, mit unseren friedlichen und Zielen
gewährleisten, sodass Sicherheit und Freiheit gedeihen können.
...Herr Massarrat, Sie vertreten seit Längerem die Auffassung, Friedenspolitik
erfordere es inzwischen mehr denn je, auch und insbesondere den sogenannten
Militärisch-industriellen Komplex in den Fokus der Kritik zu nehmen. Was meinen
Sie damit? Worum geht es?
Die Kriegsgegner reagieren gewöhnlich auf Kriege, wenn sie längst ausgebrochen
sind. Im günstigsten Fall beschäftigen sie sich kritisch mit offensichtlichen
Kriegsvorbereitungen und hoffen, den Krieg verhindern zu können. So oder so
läuft man de facto ständig den gewaltsamen Ereignissen hinterher und reagiert
letztlich nur auf Symptome. Dadurch bleibt die fundamentale Struktur von Gewalt
und Kriegsproduktion, die eigentliche Ursache von globalen Kriegen, eben der
Militärisch-industrielle Komplex, kurz MIK, jenseits unseres Blickes verborgen.
Und während wir uns wegen so viel Unheil und Katastrophen, wie zum Beispiel
jetzt im Mittleren Osten, als immer ohnmächtiger empfinden, entwickelt dieser
sich zu einem immer mächtigeren Monster.
Deshalb gilt es, jetzt die Antikriegsaktivitäten mit einer Aufklärung über den
MIK zu verbinden. Nach so viel sicherem Wissen über bewusste Kriegsplanungen,
nach so viel Erfahrungen mit offensichtlich gelenkter Medienpropaganda, um
Menschen gezielt für die geplanten Kriege, wie etwa die Jugoslawienkriege in den
1990ern und jene der letzten fünfzehn Jahren im Mittleren Osten, zur Zustimmung
zu bewegen, sind die Voraussetzungen für die Demaskierung eines der schlimmsten
Übel unserer Gegenwart gar nicht so schlecht.
Und dieses Übel – wie konkret klassifizieren Sie es? Wer handelt da wie und
wendet welche Methoden an? Geht es um
Geheimdienste, einen „Staat im Staate“
oder ganz etwas anderes?
Eigentlich müsste man die Wurzeln des Militarismus zurückverfolgen, die bis in
die Ära der amerikanischen Bürgerkriege reichen. Seit dieser Zeit entwickelte
sich in Amerika eine Kultur der Selbstverteidigung, die bis heute bei den
Amerikanern, wie das verfassungsmäßig verbriefte Recht auf Selbstbewaffnung
zeigt, sehr lebendig ist.
Durch zahlreiche Kriege im 19. Jahrhundert, und vor allem durch den zweiten
Weltkrieg, wurde der MIK schließlich „too big to fail“, das heißt tatsächlich zu
einem verborgenen „Staat im Staate“: Er wuchs wie ein Krebsgeschwür in allen
Bereichen der amerikanischen Gesellschaft, im politischen System, in der
Wirtschaft, in der Wissenschaft, in den kulturellen Einrichtungen und Medien.
Der MIK, das ist inzwischen ein riesiges und völlig undurchschaubares Netzwerk,
vor dem schon Eisenhower am 17. Januar 1961 bei seiner Abschiedsrede
ungewöhnlich offen gewarnt hat. Als republikanischer Präsident der Vereinigten
Staaten war er offenbar mit einem Netzwerk aus einem „gewaltigen militärischen
Establishment und einer mächtigen Rüstungsindustrie“ konfrontiert, so
Eisenhower, das „neu ist in der amerikanischen Geschichte“. Eisenhower schrieb
seinen Nachfolgern offenbar aufgrund seiner eigenen Erfahrungen mit diesem neuen
Netzwerk folgende Empfehlung ins Stammbuch: „In den Gremien der Regierung müssen
wir der Ausweitung, ob aktiv oder passiv, des unbefugten Einflusses des
militärisch-industriellen Komplexes vorbeugen. Das Potential für einen
verheerenden Anstieg der Macht an falschen Stellen besteht und wird bestehen
bleiben. Wir dürfen niemals zulassen, dass diese einflussreiche Allianz unsere
Freiheiten und demokratischen Prozess gefährden.“
Der MIK war offensichtlich schon damals stärker als Amerikas Demokratie. Er hat
das schon vorhandene Netz um sämtliche gesellschaftlichen Bereiche gespannt,
alle Geheimdienste eingebunden, den NSA geschaffen, zahlreiche neue Think Tanks
und Stiftungen entstehen lassen, die bestehenden infiltriert, die Forschung
international in seinem Sinne beeinflusst oder gar gelenkt, die Medien
systematisch mit eigenen Agenten unterwandert. Um ein Beispiel zu nennen: Die
Psychoanalyse leistet für die US-Geheimdienste wertvolle Arbeit. Und umgekehrt
sind diese Geheimdienste und US-Militärs, wie neue
Studien belegen, eifrig
dabei, sich ein ganzes Wissenschaftsgebiet in ihrem Sinne zu formen.
Schließlich ist der MIK heute nach über 60 Jahren und einem unvorstellbaren
nuklearen Wettrüsten während der Blockkonfrontation und zahlreichen Kriegen, die
er aller Wahrscheinlichkeit alle selbst hervorgerufen hat, um ein Vielfaches
mächtiger denn je.
Ich darf aber davon ausgehen, dass der MIK nicht nur eine US-Eigenheit ist,
sondern, wenn auch wohl weniger mächtig und gewichtig, in allen möglichen
Ländern existiert? Karl Liebknecht wird hier etwa die Aussage zugeschrieben:
„Wie uns angeblich noch keiner – um mit Bismarck zu reden – den preußischen
Leutnant nachgemacht hat, so hat uns in der Tat noch keiner den
preußisch-deutschen Militarismus ganz nachzumachen vermocht, der da nicht nur
Staat im Staate, sondern geradezu ein Staat über dem Staat geworden ist.“ Und
die ganzen Verflechtungen von deutschen Geheimdiensten und NSU, Islamisten und
anderen geben Liebknecht ja heute recht wie lange nicht mehr…
Da haben Sie recht. So etwas gibt es in vielen entwickelten Ländern. Gleichwohl
geht die größte Bedrohung für den Frieden aktuell ganz evident vom
US-amerikanischen MIK aus. Hier sind das größte und aggressivste Militär der
Welt mit den mächtigsten Geheimdiensten derselben sowie einem offenen globalen
Führungsanspruch, den man wohl getrost als Imperialismus klassifizieren darf,
vereint.
Quelle: nds.de (verlinkt)
Quelle: nds.de (verlinkt)
Wenn Ihre Behauptung richtig ist, dass der MIK alle Kriege der USA selbst
hervorgerufen hat, dann hätten diese aber doch auch systematisch und minutiös
geplant und durchgeführt sein müssen. Ist diese Annahme nicht etwas sehr gewagt?
An der Blockkonfrontation war immerhin auch die Sowjetunion beteiligt, um nur
ein Beispiel zu nennen.
Fakt ist, dass es für die USA nach dem Zweiten Weltkrieg auch die Alternative
einer friedlichen Koexistenz mit der Sowjetunion gegeben hat, beispielsweise
durch die Neutralisierung Deutschlands, wie die SU dies vorgeschlagen hatte.
Dass jedoch die USA, noch vor Kriegsende in Hiroshima und Nagasaki Atombomben
einsetzten und nach dem Krieg Westdeutschland in das westliche Lager eingebunden
haben und rasch zu einer Politik der Blockkonfrontation übergegangen sind, führe
ich darauf zurück, dass bereits während des Krieges der MIK sich mit der
Zielrichtung weltweiter US-Hegemonie auf der ganzen Linie durchgesetzt und alle
nicht konfrontativen Alternativen torpediert hatte.
Die Selbstbehauptungskräfte eines – zumal unproduktiven – Sektors, der nur
bestehen kann, wenn in der Welt neue Konflikte und Kriege entstehen, entfalten
schlicht und einfach eine ungeheure Dynamik und blockieren alle Wege, die am
Ende zum Frieden führen könnten. So ist es meiner Einschätzung nach auch zu
erklären, dass nach dem Sieg der Alliierten in Deutschland ziemlich geräuschlos
dem Kalten Krieg der Weg geebnet und die Sowjetunion zu einem nuklearen
Wettrüsten getrieben wurde. Und so ist es ebenfalls zu erklären, dass nach dem
Ende der Blockkonfrontation und der Bereitschaft der SU unter Gorbatschow zu
umfassender Abrüstung, die USA diese Alternative ablehnten und stattdessen mit
dem neuen Konzept eines weltraum-gestützten Raketenabwehrschirms aufwarteten,
das ein neues Wettrüsten entfacht hat.
Dass nahezu alle US-Kriege nach dem Zweiten Weltkrieg mit dreisten Lügen vom
Zaun gebrochen wurden, ist inzwischen
kein Geheimnis [PDF – 1.2 MB] mehr. Der
Vietnam- und im Grunde auch die Indochinakriege wurden mit der Lüge des
Zwischenfalls im Golf von Tonkin begonnen. Die Bush-Regierung legitimierte den
Irakkrieg mit der Lüge, dass Saddam Hussein Atomwaffen besitze usw. usf. Ich
kann und will einfach nicht glauben, dass so viele Konflikt- und
Kriegsereignisse in der jüngsten Vergangenheit allesamt nur zufällig so
systematisch hintereinander stattfanden. Logischer und auch glaubwürdiger
erscheint mir dagegen, dass dahinter ein System steckt und dass der MIK als jene
Instanz, die hauptsächlich davon profitiert, auch die treibende Hauptkraft
dieses Systems der Kriegsproduktion ist.
Quelle: Bildungsverein der Roma zu Hamburg
e.V. | veröffentlicht 03.07.2012
ARD: Es begann mit einer Lüge – Deutschlands Weg in den Kosovo Krieg
Mir scheint Ihre Darstellung ein wenig zu simpel… Es übersteigt schlicht meine
Vorstellungskraft, dass es möglich sein könnte, alle diese Verbrechen nicht nur
sozusagen systematisch zu planen, sondern dann auch noch die Zustimmung der
Bevölkerung hierfür einzuwerben…
Vergessen wir nicht die psychologische Bedeutung der offensichtlich gezielten
Manipulation durch
Feindbilder, die gleich nach dem Sieg der Alliierten gegen
den deutschen Faschismus die Köpfe der Amerikaner und ihrer Verbündeten voll in
Beschlag nahmen.
Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion gehörte die Bedrohung des Westens durch
den Kommunismus zum Alltag der Menschen, und dieses Feindbild war vom
öffentlichen Diskurs einfach nicht mehr wegzudenken. Nach dem Ende der
Blockkonfrontation wurde rasch
der Islam zum Ersatz für eine neue Bedrohung des
Westens. Es gibt Indizien dafür, dass Huntingtons Clash of Civilizations eine
Auftragsstudie war. Sein Buch wurde jedenfalls weltweit als wissenschaftliche
Rechtfertigung für die massive Bedrohung des Westens durch den Islam angesehen
und das lange vor 9/11.
Es kann auch nicht bestritten werden, dass das Schüren von Ängsten gegen eine
Religion der fruchtbarste Boden ist, auf dem die Saat der Gewalt am besten
gedeihen kann; zumal bei fanatisierten Moslems, die gerade dafür prädestiniert
sind, die Opferrolle einzunehmen.
So gesehen war 9/11, wenn es tatsächlich überhaupt das Werk von Al Kaida war,
das Ergebnis einer self-fulfilling prophecy von Huntingtons Clash of
Civilizations: Fortan stand mit dem
Terrorismus ein neuer Feind fest, gegen den
sofort der Krieg erklärt werden musste und auch wurde, und der, wie George W.
Bush junior ankündigte, „solange geführt werden sollte, bis auch der letzte
Terrorist getötet ist.“ Nicht nur die Amerikaner, sondern auch die Staaten der
sogenannten westlichen Welt sprangen diesem Krieg Amerikas gegen den Terror
alsdann nahezu bedingungslos bei. Man drückte auch ein Auge zu, wenn bei diesem
Krieg massive
Verletzungen der Menschenrechte wie
Folter auf der Tagesordnung
standen.
Das festzustellen und auf Kräfte und massive Interessen im Hintergrund zu
insistieren, mag dann tatsächlich wie eine von Anfang bis Ende geplante
Verschwörung einer finsteren Macht und deswegen undenkbar erscheinen.
Andererseits kann auch nicht bestritten werden, dass eine Supermacht wie die USA
durchaus in der Lage ist, einen eskalationsträchtigen Prozess, wenn er denn erst
einmal in Gang gekommen ist, im eigenen Sinne zu steuern und auch zu gestalten.
Um dies an einem Beispiel zu konkretisieren, verweise ich auf die mit der
Rüstungsindustrie stark liierte frühere US-Außenministerin Condoleezza Rice, die
2006, auf dem Höhepunkt des Atomkonflikts mit dem Iran, bei einer Veranstaltung
in Riad, der Hauptstadt von Saudi Arabien, die sunnitischen Staaten aufgefordert
hat, einen sunnitischen Gürtel zu bilden, weil Iran angeblich längst dabei sei,
zusammen mit Irak, Libanon und Syrien, einen schiitischen Gürtel zu schaffen, um
die eigene Hegemonie im Mittleren Osten aufzubauen. Diese Intervention war
tatsächlich der Start für die darauf folgende Verschärfung der
Auseinandersetzung zwischen diesen beiden islamischen Strömungen und den
Konflikt in Syrien, einschließlich der Entstehung des Islamischen Staates.
Außerdem gilt: Dick Cheney, Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz und viele andere
innerhalb und im Umfeld der Bush-Regierung kommen alle aus dem Rüstungssektor.
McCain, der republikanische Sprecher des Auswärtigen Ausschusses im US-Kongress
und der schärfste Kritiker von Dialog und Kooperation mit Iran zur Lösung des
Atomkonflikts sowie mit Russland zur Beilegung des Ukraine-Konflikts ist ein
Vietnam-Kriegsveteran. Und er war bei sowohl bei der Maidan-Revolution als auch
in Syrien bei den Assadgegnern immer als Erster mit dabei.
Tatsächlich sind inzwischen aus einer Handvoll Al Kaida-Terroristen
unvergleichbar größere Terrorgruppen wie etwa die Al Nusra-Front und der
sogenannte
Islamische Staat hervorgegangen und sollten wir dabei auch nicht
übersehen, dass die Mobilisierung und Instrumentalisierung der öffentlichen
Meinung auch durch andere subtile Methoden, wie beispielsweise die Dämonisierung
vermeintlicher Feinde, erfolgt: Je nach Bedarf wurde mal Ghaddafi, mal Saddam
Hussein zum neuem Hitler auserkoren, der Iran im Atomkonflikt so dämonisiert,
dass aller Wahrscheinlichkeit nach die westliche Öffentlichkeit einen Krieg
gegen dieses Land letztlich hinnehmen würde. Und auch Putin wurde tagein, tagaus
systematisch und intensiv dämonisiert, als er sich dem offensichtlichen Versuch,
die Ukraine in die EU einzubinden, aktiv widersetzte.
Gerade im Fall des Ukraine-Konflikts konnten wir alle erleben, wie durch
einseitige Medienberichterstattung die antirussische Propaganda im Westen Platz
greifen konnte und wie sich in Europa eine beängstigende Vorkriegsstimmung
breitmachte. Ich kann mir gut vorstellen – und teilweise ist das auch
längst
belegt -, dass im Hintergrund solcher Entwicklungen eine ganze Reihe
einflussreicher Denkfabriken und Netzwerke dafür bezahlt werden, je nach Bedarf
politische PR-Kampagnen zu konzipieren und alles, was zur psychologischen
Kriegsführung gehört, bei jeder Kriegsentscheidung mit voranzutreiben. Und die
Geheimdienste selbst tun natürlich ihr
Übriges.
Dass das leitende Personal der sogenannten Qualitätsmedien in gut organisierten
Netzwerken ganz im Sinne des MIK bei nahezu jedem Konflikt der USA die vom
Pentagon gelieferten Analysen und Einschätzungen dann kritiklos verbreitet, ist
inzwischen ja ein offenes Geheimnis. Es wäre daher keine Schwarzmalerei,
festzustellen, dass die westliche Medienkultur in unserer Gegenwart von der
Kant’schen Idee der Kooperation und des Friedens offenbar nichts mehr hält, sehr
viel dagegen jedoch von der Idee der Konfrontation, der Bedrohung, der
permanenten Beschwörung von Feindbildern sowie von Thomas Hobbes‘ Menschenbild,
dass der Mensch des Menschen Wolf ist. Deshalb wundert es kaum, dass bei der
Dominanz einer solchen Kultur die Friedensbewegung stets den Kriegsereignissen
hinterherläuft und dass Friedensperspektiven kaputt geredet werden, während der
MIK mit Leichtigkeit für alle Konflikte und Kriege, die er zum eigenen Überleben
inszeniert, die öffentliche Meinung auf seiner Seite hat.
Laut Folterbericht des US-Senats vom Dezember 2014, um nur ein Beispiel dafür zu
geben, wie tief die Kultur des Krieges in der US-amerikanischen Gesellschaft
verwurzelt ist, haben zwei Psychologen für 80 Millionen Dollar für die CIA neue
Foltermethoden entwickelt. Als dies bekannt wurde, haben sie ihre
menschenfeindlichen Dienste auch noch mit der Begründung öffentlich verteidigt,
diese basierten auf wissenschaftlicher Grundlage…
Wie ist es aber zu erklären, dass die Amerikaner die ungeheuren Kosten der
zahlreichen US-Kriege und der Bereitstellung von Personal und Kriegsmaterial
mehr oder weniger hinnehmen? Immerhin sind die USA eine funktionierende
Demokratie und die Parteien sind mit Kritik der jeweils herrschenden Regierung
nicht gerade zimperlich. Der Konflikt um die Zustimmung zum Haushalt artet oft
in der Blockade der Gehaltszahlungen für die Ministerien und die
Regierungsarbeit aus. Halten Sie die herrschende Propaganda wirklich für so
mächtig, dass sie die Menschen fast bedingungslos zu beeinflussen vermag?
Das ist in der Tat eine sehr wichtige Frage. Tatsächlich gehört in den USA eine
öffentliche Debatte über die militärischen Kosten zu den Tabuthemen. Wenn bei
den Haushaltsberatungen das Thema Verteidigungsetat überhaupt angeschnitten
wird, dann wegen zu niedriger Steigerungsraten. Man kommt nicht umhin,
anzunehmen, dass es zwischen den US-Parteien den Konsens gibt, die
Rüstungsausgaben stets zu erhöhen. Und auch innerhalb der EU gibt es ja
derartige Bestrebungen. Beispielsweise wollten die EU-Kriegsparteien vor einigen
Jahren die Steigerung von Rüstungsausgaben sogar in der Verfassung
festschreiben, was glücklicherweise gescheitert ist. Was aber die Finanzierung
der gigantischen Rüstungsausgaben der USA betrifft, die gerade in der letzten
Dekade sehr drastisch und auf die astronomische Summe von bis zu über 700
Milliarden Dollar jährlich gesteigert wurde, so haben sich alle Regierungen zu
diesem Zweck immer wieder verschuldet.
Gerade die permanente Verschuldung für die Rüstungsausgaben, also für
öffentliche Investitionen in einen unproduktiven Sektor, die deshalb auch keine
Steuern auf die Einnahmeseite generieren, ist vermutlich der Hauptgrund dafür,
dass die USA mit über 17.000 Milliarden Dollar inzwischen zum größten
Schuldnerstaat der Welt geworden sind. Jeder andere Staat wäre mit diesen
Schulden längst pleite gegangen. Die Sowjetunion ist beispielsweise unter der
massiven Last des in den 1980er Jahren initiierten Todrüstens zusammengebrochen.
Aber den USA geschieht deshalb kein finanzielles Desaster, weil die
US-Regierung, dank ihres Monopols an der Weltwährung und des Vertrauens, das
internationale Kapitalanleger in die Stabilität des Dollars haben, ihre
Neuverschuldung mit Staatsanleihen, die sie bei der US-Notenbank Fed gegen Cash
eintauschen, finanzieren.
Die Fed vermarktet einerseits die Staatsanleihen auf dem Globus und bewirkt
dadurch einen ständigen Kapitalfluss in die US-Ökonomie, während sie
andererseits die Notenpresse anwirft und die Regierung zur Finanzierung der
laufenden Rüstungsausgaben mit neu gedrucktem Geld versorgt. Im Grunde
finanzieren die USA die Kosten des MIK nicht mit den Steuergeldern der eigenen
Bevölkerung, sondern mit dem der kumulierten Kaufkraft aus der ganzen Welt, das
Amerika als Kapital geradezu wie ein Schwamm aufsaugt.
Dieser Sachverhalt mag vielleicht auch der Grund sein, warum die
Rüstungsfinanzierung in der US-Öffentlichkeit kein Thema ist und kaum jemanden
stört. Dieses unglaublich hinterhältige Finanzierungsmodell der eigenen Kriege
setzt allerdings voraus, dass der Ölhandel weltweit auf Dollarbasis erfolgt.
Diese Bedingung kann jedoch nicht durch die freiwillige Bereitschaft der
Ölexporteure garantiert werden, zumal viele dieser Ölstaaten nicht für ihre
Amerikahörigkeit bekannt sind. Vielmehr erfordert diese Bedingung ein globales
Gewaltsystem, das die rebellischen Ölstaaten die nackte Gewalt potentieller
Regime Changes spüren lässt und dafür sorgt, dass das Vertrauen in den Dollar
erhalten bleibt.
Unter diesem Blickwinkel erscheinen auch sämtliche Kriege der USA im Mittleren
Osten in einem neuen Licht. Die Zerschlagung von starken zentralistischen
Staaten wie dem Irak und die Entstehung von terroristischen Gruppen, wie des
sogenannten Islamischen Staates, sind – solange das Geschäft Öl gegen Waffen
ungestört bleibt – dem erwähnten Gewaltsystem dabei alles andere als abträglich.
Und genau an dieser Stelle treffen die Interessen von US-Regierungen und MIK
zusammen und schließt sich der Kreislauf von globalem Gewaltsystem, Ölhandel auf
Dollarbasis und Stabilität der US-Ökonomie durch drastische Kapitalimporte.
Ich will es hier mit diesen wenigen Hinweisen belassen, auch, da ich diese
Thematik
an anderen Stellen [PDF – 138 KB] bereits ausführlicher behandelt habe.
Wenn es also ein solches „Netzwerk“ im Hintergrund der Demokratie, einen solchen
„Staat im Staate“ gibt und dieser eine immer größere Bedrohung für den Frieden
in der Welt darstellt – was und wie kann die Friedensbewegung hiergegen denn
vorgehen und Frieden durchsetzen? Demonstrationen und Appelle gegen den
womöglich mächtigsten und finanzstärksten Apparat der Welt erscheinen mir eher
aussichtslos zu sein. Was schlagen Sie vor? Gibt es eine Strategie?
Meiner Einschätzung nach sollte der MIK bei allen Aktivitäten der
Friedensbewegung ins Zentrum der Kritik gerückt werden. Der
Militärisch-industrielle Komplex ist die größte Bedrohung für den Weltfrieden
unserer Zeit. Kampagnen gegen Rüstungsexporte sind weiterhin wichtig, reichen
allein aber nicht aus. Nötig ist meiner Einschätzung nach eine weltweite
Kampagne zur Ächtung der Waffenproduktion. Und dazu müsste mit Kirchen und
Religionsgemeinschaft enger diskutiert und auch zusammengearbeitet werden.
Wichtig erscheint mir auch die Bekämpfung der herrschenden Kultur des Krieges,
die alle medialen Kriegsrechtfertigungen und die Kriegspropaganda massiv
befördert. Diese Kultur muss als menschenfeindlich dekodiert und erschüttert
werden. Der Aufbau einer Kultur des Friedens ist zwar die Jahrhundertaufgabe,
die Idee der Kooperation hat allerdings eine große Anziehungskraft, die uns
ermutigt, dran zu bleiben.
Ich bedanke mich für das Gespräch.
Mohssen Massarrat, geboren 1942 in Teheran, ist emeritierter Professor für
Politik und Wirtschaft am Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität
Osnabrück mit den Forschungsschwerpunkten Mittlerer und Naher Osten, Energie,
Friedens- und Konfliktforschung sowie Nord-Süd-Konflikt. Er wurde im Iran
geboren und lebt seit 1961 in der Bundesrepublik Deutschland. Er war
Vertrauensdozent der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung und
ist seit 2002 Mitglied im Wissenschaftlichen Beirats von Attac Deutschland.
15.01.2014 00:00 Warum lassen wir uns wie eine Viehherde in den Abgrund
treiben?
Der in Dänemark lebende emeritierte US-Professor
und Friedensaktivist John Scales Avery fordert die Menschen auf, sich nicht mehr
vor der erfundenen terroristischen Bedrohung zu fürchten, weil die nur von
gefährlichen realen Bedrohungen ablenken soll. [Quelle:
luftpost-kl.de] JWD..weiterlesen
07.09.2013 12:25 Skrupellose, wirtschaftskriminelle Kriegstreiber
beherrschen die
Welt Obama ist ihr willfähriger Lakai - Was treibt
einen Obama, einen David Cameron, einen Hollande, oder einen Mariano Rajoy dazu
an, einen fremden, souveränen, weit entfernten Staat, von dem nicht die
geringste Gefahr ausgeht, mit aller Gewalt angreifen zu wollen? Sind sie alle
Nutznießer? "Den USA, Saudi-Arabien und Katar geht es im Syrienkonflikt primär
nicht um Syrien, sondern um den Iran. Der ist ihnen durch den törichten
Irakkrieg George W. Bushs zu stark geworden. Durch den Sturz des mit Teheran
verbündeten Assad wollen sie Irans Vormachtstellung im Mittleren Osten
schwächen", schreibt Todenhöfer. JWD..weiterlesen
22.07.2013 22:25 Der Krieg der USA gegen die ganze Welt Auch Glen Ford, der Chefredakteur des US-Radiosenders
Black Agenda Report, geht davon aus, dass die USA, um ihren Niedergang zu
verzögern, nicht vor einem Krieg gegen die ganze Welt zurückschrecken.
[Quelle: luftpost-kl.de] JWD
..weiterlesen
21.09.2012 21:45 Immerwährender Krieg
Der aus den USA stammende, in Dänemark lebende Wissenschaftler John Scales Avery
wirft dem militärisch-industriellen Komplex vor, einen immerwährenden Krieg zu
inszenieren und deshalb auch für die Anschläge am 11. September 2001
verantwortlich zu sein .
[Quelle: luftpost-kl.de] JWD ..mehr